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"ABGEWICKELTE" FERIEN

■ Treuhand verkauft und verpachtet 700 ehemalige FDGB-Heime der DDR

Treuhand verkauft und verpachtet

700 ehemalige FDGB-Heime

der DDR

VONANETTINDYKA

Den Feriendienst der ehemaligen Einheitsgewerkschaft FDGB gibt es nicht mehr. Zwar wird der staatlich geförderte Massentourismus nicht jedem fehlen, doch gerade jene, deren persönliche Geldbeutel im Moment weniger gut gefüllt sind, werden die Reisen zu Super-Billig-Tarifen in die 700 zum Teil recht komfortablen Heime vermissen. Diese warten gegenwärtig auf Käufer und Pächter. Die Treuhand, seit der Auflösung des FDGB im September vergangenen Jahres Verwalter der 1.000 Heime und Wirtschaftsgebäude, will in das Verlustunternehmen „Fedi GmbH“ keine Mark mehr investieren. Über Weihnachten und zum Jahreswechsel waren die letzten Gäste in den Heimen, die immerhin zu 90 Prozent ausgelastet waren. Inzwischen gibt es nur noch eine Notbewirtschaftung, damit sie keinen Schaden nehmen.

Nur knapp ein Drittel der Kosten für eine Feriendienst-Reise zahlten die jährlich mehr als zwei Millionen Urlauber selbst. Das waren für einen zweiwöchigen Aufenhalt bis zu 300 Mark, für Kinder ganze 30 Mark, auch nach der Währungsunion. Lediglich das Mittagessen mußte seit dem Einzug der Marktwirtschaft in der ehemaligen DDR selbst gezahlt werden. Der Rest kam aus Staats- und Gewerkschaftskassen. Gut eine Million täglich — 500 Millionen jährlich — soll die Ausgleichsfinanzierung gekostet haben, mit der die alten DDR-Oberen im Inland Ersatz für die mangelnde Reisefreiheit ins Ausland geschaffen hatten. Vor allem in den siebziger Jahren waren mit Geldern aus dem Staatshaushalt riesige Erholungsheime geschaffen worden, die oft für 1.000 Urlauber gleichzeitig Unterkunft boten.

Mit finanziellen Zuschüssen ist inzwischen Schluß. Bereits im September hatte der Bundestag nach der Debatte über den dritten Nachtragshaushalt alle Mittel für den Feriendienst gestrichen. Anfang Januar mußte die Fedi GmbH beim Amtsgericht Charlottenburg Konkurs anmelden. Bis Ende Januar sollen die letzten rund 13.000 von ursprünglich 18.000 Mitarbeitern gekündigt werden. Unklar ist bislang, woher die Gelder für noch zu zahlende Löhne und eine angestrebte Abfindung kommen sollen.

Der Feriendienst selbst kann nur noch auf Erlöse aus dem Verkauf hoffen. Doch auch da gibt es Schwierigkeiten. Nur etwa 28 Prozent der Häuser galten als Gewerkschaftseigentum. Der Rest ist sogenanntes Volkseigentum. Dazu kommt, daß sicher für einen Teil der Villen und Pensionen, zum Beispiel an der Ostsee, Rückerstattungsansprüche geltend gemacht werden. Auch der DGB als Nachfolger des FDGB, dessen Teil der Feriendienst über 43 Jahre lang war, verspürt keine Lust, für die Pleite des Fedi aufzukommen. Offenbar hat der inzwischen gesamtdeutsche Dachverband inzwischen mehr Gefallen am sagenumwobenen Vermögen der alten Staatsgewerkschaft gefunden, als er anfangs zugeben wollte. Noch im Frühsommer 1990 hatte der Vorsitzende Heinz-Werner Meyer erklärt, der DGB wolle „weder das politische noch das materielle Erbe des FDGB“ antreten.

„Wir haben gekämpft, und wir haben verloren“, resümiert der Vizechef des untergehenden Feriendienstes, Harald Seymer, nun zwischen mehreren Anrufen von hilfesuchenden Feriendienst-Mitarbeitern. Auf dem Schreibtisch des entmutigt wirkenden gut 50jährigen, der sein halbes Leben beim Feriendienst gearbeitet hat, liegt die Broschüre Gesamtvollstreckungsverordnung und Konkursordnung. Zwar sei klargewesen, daß der Feriendienst „abgewickelt“ werden müsse, doch „nicht im Chaos“, sagt Seymer. Verbitterung gebe es vor allem, weil die Treuhand keiner der zahlreichen Konzeptionen für eine teilweise Umwandlung oder wenigstens „schonende Auflösung“ zustimmte.

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