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Tschernobyl: Späte Strafverfahren

■ Verfahren gegen die Verantwortlichen der Katastrophe nach fünf Jahren eingeleitet

Moskau (dpa/taz) — Mit fast fünf Jahren Verspätung soll es nun den Beamten an den Kragen gehen, die das Ausmaß der radioaktiven Verseuchung nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl systematisch vor den Betroffenen verharmlost haben. Gegen verantwortliche Behördenvertreter hat der Generalstaatsanwalt der UdSSR jetzt Strafverfahren wegen Amtsmißbrauches und Fahrlässigkeit eingeleitet.

Wie die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ weiter meldete, sei die Anklagebehörde erst nach zahlreichen kritischen Appellen von Parlamentariern und Zeitungen aktiv geworden.

„Nach dem Unglück versagten Beamte bei der Evakuierung von Menschen aus den kontaminierten Gebieten, ignorierten Daten über die Höhe der Radioaktivität und verletzten Gesundheitsbestimmungen bei der Beseitigung des Atommülls“, meldete 'Tass‘. In „übereilten Entscheidungen“ seien neue Siedlungen in Gebieten errichtet worden, die ebenfalls hochgradig verseucht seien. Landwirtschaftliche Produkte aus verseuchten Gebieten würden nicht ausreichend kontrolliert.

„Kraftwerksarbeiter und Hilfskräfte bei der Reinigung wurden hohen Dosen von Radioaktivität ausgesetzt“, meldete die Agentur weiter. Generalstaatsanwalt Nikolai Trubin habe den Fall an eine Gruppe von Ermittlern aus den von der Reaktorkatastrophe besonders betroffenen Sowjetrepubliken Ukraine, Weißrußland und Rußland übergeben.

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