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Saddam Husseins Republikanische Garde

■ Aus der Schutztruppe des Staatschefs wurde eine hochmotivierte und gut ausgerüstete Kampfeinheit

Berlin (taz) — Hat die Republikanische Garde Saddam Husseins, die sich nördlich des irakisch-kuwaitischen Grenzgebiets eingegraben hat, bereits „Risse“ bekommen? In kaum einem Militärkommuniqué des Oberkommandos der US-Streitkräfte am Golf fehlte in den letzten Tagen der Hinweis auf die massiven Angriffe mit B-52-Bombern auf diese irakische Elitetruppe. Zeitweise wurden die Stellungen der Garde rund um die Uhr bombardiert, auch, um die Nerven der Gardisten zu zermürben. Selbst US-Militärs in Saudi- Arabien gehen jedoch davon aus, daß die Truppe noch weitgehend intakt ist und nach wie vor als effektive Kampfeinheit eingesetzt werden kann.

Wenn die USA am Donnerstag abend eine weitere Verstärkung ihrer Luftangriffe angekündigt haben, dann kann man davon ausgehen, daß sie sich auch gegen die Republikanische Garde und ihre Nachschublinien richten werden, um das Elitecorps vor Beginn des Bodenkrieges soweit wie möglich außer Gefecht zu setzen.

Die gegenwärtige Stärke der mobilen Reserve Saddam Husseins wird auf rund 120.000 bis 150.000 Mann geschätzt. Die Zahl derer, die sich zwischen Basra und der Grenze zu Kuwait in einem Bunkersystem eingegraben haben, soll bei 100.000 liegen.

Die Geburtsstunde von Saddams heutiger Elitetruppe schlug bereits 1963, als sich die Baath-Partei im Irak an die Macht putschte. Der damalige Machthaber Oberst Abd al Salam Arif stellte sie damals aus dem 20. Infanterieregiment als ein Elitecorps des Regimes auf. Sie entwicklete sich schnell von einer Art Prätorianergarde zu einem persönlichen Instrument des Präsidenten, ein System, das unter Arifs Baath-Nachfolgern perfektioniert wurde. Im Jahre 1968 war der damalige Chef der Garde und spätere Verteidigungsminister einer der Stützen des Militärputschs von General Ahmad Hassan al Bakr. Doch erst, als Saddam Hussein 1979 an die Macht gelangte, wurde die Garde zu dem was sie heute ist: eine auf den Präsidenten persönlich eingeschworene, loyale Kampfeinheit, die nicht länger nur den Staatschef vor Anschlägen und Umsturzbestrebungen schützen soll, sondern auch als Eliteeinheit bei der Verteidigung des Landes eingesetzt wird.

Diese Entwicklung nahm ihren Beginn im iranisch-irakischen Krieg. Nachdem die Iraner 1986 ihre Gegenoffensive starteten und die irakische Halbinsel Al Fao eroberten, wurde die Garde erstmals an die Front geschickt, wo sie schwere Verluste erlitt. Damit setzte ein Umstrukturierungsprozeß ein, als dessen Ergebnis die Garde heute gelegentlich als Saddam Husseins „Waffen-SS“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zur Armee ist sie eine reine Freiwilligen-Truppe, deren höhere Chargen aus Takrit, dem Geburtsort Saddams, stammen. Die Gardisten verfügen in der Regel über einen hohen Ausbildungsstand, viele von ihnen haben einen Universitätsabschluß; sie erhalten eine militärische Spezialausbildung, die auch den Einsatz chemischer Waffen einschließt, und genießen zahlreiche Privilegien. Ihre erste Niederlage bei Al Fao wiederholte sich nicht; in den letzten Jahren des Krieges gegen den Iran führten sie die schließlich erfolgreichen irakischen Offensiven an. Das zum Teil sumpfige Terrain, in dem sie sich jetzt verschanzt haben, ist ihnen bereits aus jener Zeit gut bekannt. Beate Seel

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