: WirtschaftsNotizen
Französische Wirtschaft kommt nach Sachsen
Leipzig. Die französische Wirtschaft will bei der Neuaufteilung des ostdeutschen „Marktkuchens“ nicht zu spät kommen. Da sie sich vor allem für das weiß-grüne Stück interessiert, knüpft Handelsattaché Michel Drobniak seit nunmehr drei Monaten aus Leipzig Kontakte zur sächsischen Industrie. Dabei sei der Freistaat nicht nur als Absatzmarkt interessant, sondern auch als Produktionsstandort, erklärte er gegenüber 'adn‘. Obwohl es für Investitionen keine Finanzhilfen aus Paris gäbe, habe nahezu jedes bedeutende Unternehmen seines Landes einen Einstieg in Sachsen erwogen.
Wie immer, wenn es um die Erschließung neuer Geschäftsräume geht, sind auch die französischen Kreditinstitute vor Ort. Die beiden Großbanken Credit Lyonnaise und Societe Generale sind bereits mit Niederlassungen in Leipzig und Dresden vertreten. Aber auch die Industrie- und Handelskammern Frankreichs sowie Städte und Regionen präsentieren sich in Sachsen. So hat beispielsweise Strasbourg ein Büro in Dresden und die Savoir-Region wirbt in der Messestadt Leipzig.
Die Industrie engagiert sich vor allem in den Branchen Bauwesen, Energie, Wasser und Kommunalservice, aber auch in der Landwirtschaft werden Partner gesucht. Einige Unternehmen haben sich bereits fest in Sachsen etabliert. Air Liquide gründete mit Technische Gase Engelsdorf ein Gemeinschaftsunternehmen, die westdeutsche Tochter der Compagnie General des Eau übernahm Isolierungen Leipzig und Ciments Francais hat eine Zementfabrik bei Chemnitz gekauft.
Der Mineralölkonzern elf Aquitaine will fünf Prozent der Verbundnetz Gas AG Böhlitz-Ehrenberg übernehmen, TOTAL baut auch im Freistaat Tankstellen, und der Luxusgüterproduzent Taittinger will bei der Sächsischen Porzellanmanufaktur Dresden einsteigen.
Trotz des französischen Außenhandelsdefizits gegenüber Deutschland will Michel Drobniak aber auch sächsischen Firmen helfen, Partner und Märkte in Frankreich zu finden. Außerdem plane die französische Regierung 1991 ein Förderprogramm für ostdeutsche Unternehmer.
Kostenlose Trainingskurse in Management, Finanzwirtschaft und Betriebsorganisation sollen für sie eingerichtet werden. Neben der Bildungshilfe erhofft sich Frankreich dadurch auch Kontakte zum wirtschaftlichen Netz in den neuen Bundesländern. Christian Rosenkranz/adn
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