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Der Rundfunk wird wieder Ländersache

■ Im Süden Ostdeutschlands soll der »Mitteldeutsche Rundfunk« wiederauferstehen, im Norden der »Nordostdeutsche Rundfunk« entstehen/ Fernsehzentrum soll auf grünen Wiese entstehen/ Alte Rundfunkanstalten müßten dann abgewickelt werden

Berlin. Rundfunk wird Ländersache und schon heute scheint festzustehen, daß es anstelle des früheren zentralen Hörfunks und Fernsehens auf dem Gebiet der früheren DDR zwei große öffentlich-rechtliche Mehrländeranstalten geben wird: Im Süden die Wiedergeburt des legendären »Mitteldeutschen Rundfunks«, im Norden — einigermaßen überraschend — einen Nordostdeutschen Rundfunk.

Anders als im Norden (dort unter Einschluß des SFB aus Berlin) gehen im Süden drei Neulinge an den Start. Ein Medienstandort muß neu entstehen, ein Fernsehzentrum möglicherweise auf die grüne Wiese gestellt werden, alle Strukturen, die in den vergangenen Monaten in den drei Ländern entstanden sind, müssen vernetzt werden. Mit Hilfe von Krediten in dreistelliger Millionenhöhe läßt sich auch in überaschaubaren Zeiträumen die technische Infrastruktur schaffen, das zu erwartende Werbe- und Gebührenaufkommen reicht selbst für anspruchsvolle Pläne.

Doch noch ehe die Mehrländeranstalt offiziell vereinbart ist, bricht schon im Frühstadium ein Streit aus, der die medienpolitische Auseinandersetzungen der nächsten Wochen bestimmen könnte. Neben dem Tauziehen, wo der Sitz des Hörfunks, wo der des Fernsehens sein wird, hat nun die CDU eine Diskussion entfacht, die bereits erhebliche Verunsicherung ausgelöst hat.

Bei einem Treffen der CDU- Fraktionschefs der drei Südländer wurde jüngst vereinbart, »nicht komplette Einheiten der bestehenden Einheiten zu übernehmen«. Jede Chance einer modernen Unternehmens- und Organisationsstruktur müsse auch in personeller Hinsicht genutzt werden. Sachsens CDU- Fraktionschef Herbert Goliasch setzte dem noch eins drauf, und kündigte nun gar an, man wolle vollkommen neue Rundfunkstrukturen und den »Mitteldeutschen Rundfunk« im Crash-Kurs etablieren.

Das bedeutet, daß die bestehenden Institutionen weitgehend aufgelöst werden. Die Stellen für den »Mitteldeutschen Rundfunk« sollen bundesweit ausgeschrieben werden und man lege besonderen Wert auf Bewerbungen von Journalisten aus den alten Ländern. Das bedeutet, die alten Redaktionen von »Sachsenradio«, »Thüringer Rundfunk« und »Radio Sachsen-Anhalt« wie auch die Landesstudios des Deutschen Fernsehfunks müßten abgewickelt werden.

Sachsens Rundfunkdirektor Manfred Müller wies die Forderung nach Abwicklung als »unverschämt« zurück. Sein Thüringer Kollege Hilmar Süß kann sich ein derartiges Vorgehen nicht vorstellen. Auch Thüringens Landtagspräsident und früherer Medienminister Gottfried Müller (CDU) äußerte Bedenken gegen eine völlige Abwicklung dieser Institutionen.

Man sollte sich »mit Ernst dem Erbe stellen«, forderte Müller, der auch Mitglied des ostdeutschen Rundfunkbeirates ist. Man sollte die Arbeit der Rundfunkjournalisten nach der Wende »gebührend berücksichtigen«. Er kenne eine Reihe von Mitarbeitern, die zwar eine belastete Geschichte hätten, sich aber nach der Wende bewährten. Hannes Bahrmann/dpa

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