piwik no script img

Rebel without applause

■ „Flashback“, mit Dennis Hopper

Die Kunde von dem, was sich auf der anderen Seite des Atlantiks begab, von Hippies und Yippies, Gegen- und Subkultur, Bürgerrechts- und Studentenbewegung, drang damals mit mehrjähriger Verspätung in die hiesige Provinz. Da sich in den Gemarkungen zwischen Kirchturm und Kornfeldern kaum mehr als ein müder Abklatsch dieser Bewegung entwickeln konnte, blieb als alleinige Möglichkeit zur Teilhabe die nicht unkomplizierte Reise in die nächste Kreisstadt, um zumindest via Kino dabei zu sein: in Woodstock, Monterrey und Berkeley.

Da Medienkunde in der Mittelschule sich auf die Unterweisung im Umgang mit dem alten Leitz-Diaprojektor beschränkte, waren wir der Love, Peace & Understanding GmbH & Co. KG hilflos überlassen und merkten erst einige Jahre später, daß man da Hippieromantik in ansprechender Verpackung in großem Stil vermarktet hatte. Und wir, die wir Ausgleich suchten für quälende Schulstunden oder ungeliebte Lehre, waren willige Opfer, die für das Eintrittsgeld immerhin ein wenig Ablenkung bekommen hatten.

Der Film Flashback bietet Gelegenheit, diese pubertären Schwärmereien auf- und abzuarbeiten und die albernen Verstiegenheiten der Jugendjahre zu belächeln. Sachkundiger Partner dabei ist Dennis Hopper, als Regisseur und Darsteller am Kultklassiker Easy Rider beteiligt und so Ikone der Freakkultur. In der Rolle des Huey Walker unternimmt er den Versuch, die Vergangenheit wiederaufleben zu lassen. Walker wurde zum Held der Vietnamkriegsgegner, weil er während einer Wahlkampftour den Waggon des damaligen Vizepräsidenten der USA, Spiro Agnew, von seinem Zug abkoppelte. Doch Ruhm ist vergänglich, und weil kein Verlag die Memoiren eines Unbekannten druckt, muß sich Walker wieder ins Gespräch bringen, um seine Biographie — 20 Jahre im Untergrund — verkaufen zu können. Der frühere Rebell denunziert sich selbst, wird von der Polizei gefaßt und soll von dem jungen FBI-Beamten John Buckner ins Gefängnis überstellt werden. Buckner, gespielt von Kiefer Sutherland, hat seine eigenen Erfahrungen mit der Hippieära. Aber das weiß Walker noch nicht, als ihm der gesundheitsbewußte, überkorrekte Beamte im Zug gegenübersitzt und auf seine frechen Scherze mit säuerlichen Kommentaren reagiert. „You are a rebel without applause“, nörgelt er zum Beispiel, mit deutlichen Bezug auf Hoppers erste Filmrolle in Rebel without a Cause. Überhaupt spickte Regisseur Franco Amurri seine Komödie mit Anspielungen und Verweisen auf die Biographie seines Hauptdarstellers Hopper, dem er so artig und respektvoll Referenz erweist. Harald Keller

Fanco Amurri: Flashback; mit Dennis Hopper, Kiefer Sutherland; USA 1989; 104 Minuten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen