Aus illegalen Kneipen

■ Gute Laune, made in Soweto: Die begeisternden Soul Brothers im Modernen

Ein treibendes Schlagzeug, ein wummernder, angefunkter E-Baß, die perlenden Riffs einer afrikanischen Gitarre, eine unbeirrt wimmernde Hammondorgel, kurze, weiche Bläserlinien und vierstimmiger Gesang, alles angereichert mit zusätzlicher Perkussion und einem Synthesizer: das sind die Zutaten, aus denen die Soul Brothers am Mittwoch im Modernes ihren angepopten Mbaqanga mixten. Dazu eine Bühnenshow, die sich in diversen Shebeen-Auftritten bewährt hat und sich in ihrem Nichtperfektionismus wohltuend von den robotronen Tanzschritten unterscheiden, die die Videos populärer US- Schwarzer bevölkern.

Mbaqanga ist die populäre Musik in den Townships Südafrikas. In ihr vermischen sich Elemente der traditionellen Musik der schwarzen Völker Südafrikas mit volksmusikalischen Einflüssen der weißen Kolonisatoren und Pop-Musik der 50er und 60er Jahre. Sie hat sich in den Shebeens entwickelt, den illegalen Bierkneipen der Townships, in denen die schwarzen Wanderarbeiter Erholung und Vergessen am Feierabend suchten. Dort fanden und finden regelrechte Wettbewerbe verschiedener Gruppen statt. Tanzeinlagen der SängerInnen gehören dabei zum festen Bestandteil der Auftritte. Was die Soul Brothers in dieser Hinsicht boten, begründet sicher nicht ihren Ruf als populärste Gruppe Südafrikas, beeindruckt hierzulande aber allemal, schon wegen der ungekünstelten Darbietung.

Musikalisch unterscheidet sich der Mbaqanga der Soul Brothers von anderen bekannteren Gruppen durch stärkere Pop-Anleihen, besonders am frühen Soul. Das führt manchmal auch zu fürchterlichen Schnulzen. Der vierstimmige Gesang der Brothers kommt live weniger differenziert, dafür aber — erfreulicherweise — auch ungeschliffener rüber. Vom „einzigartigen Timbre“ des Leadsängers David Masondo war jedenfalls wenig zu hören. Dem gut zweieinhalbstündigen Auftritt und der Begeisterung im Modernes tat das keinen Abbruch. Montezuma Schmidt