: Neuer Müllofen vielleicht nur befristet
■ Betroffene fordern befristete Genehmigung für Müllverbrennungsanlage/ Einwände von 540 Leuten
Wedding. Die für Ruhleben beantragte Müllverbrennungsanlage (MVA) soll nur befristet betrieben werden dürfen, wenn die Senatsverwaltung für Umwelt den Ofen genehmigt. Das fordern Einwänder und Betroffene auf dem heute endenden Planfeststellungsverfahren. Ihr Argument: Die Betreiberin, die Gesellschaft zur Energieerzeugung mbH (GEB), könne heute nicht nachweisen, daß auch in einem Jahrzehnt die Anlage notwendig wäre. Sollte der Müllofen aber auch zur Jahrtausendwende gebraucht und deshalb eine weitere Betriebsgenehmigung erteilt werden, sei es einfacher, neue technische Auflagen zu erteilen.
Carsten Sperling, Vertreter des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), forderte am ersten Anhörungstag zusammen mit Gernot Kruse, der 400 Einwänder vertritt, und mit Ruth Wenthur, Betroffene, daß überhaupt keine neue Müllverbrennungsanlage gebaut werden dürfe — zumindest solange die Umwelt durch die Verbrennung mit Dioxin belastet wird. Man müsse Müll vermeiden.
Die Umweltverwaltung hält die Anlage allerdings für unverzichtbar. Marianne Tschentke-Jansen erklärte, daß selbst mit einem Verbot von Einwegverpackungen der Haus- und Gewerbemüllberg nicht wesentlich schrumpfen werde. Otto Graf Praschma, Justitiar der GEB, argumentierte gegen eine befristete Betriebsgenehmigung, weil eine Anlage, die möglicherweise nur fünf Jahre laufen dürfe, zu teuer sei.
Die Anlage soll stündlich 8,5 Tonnen Haus- und Gewerbemüll verbrennen. 3,3 Tonnen Reststoffe blieben übrig und müssten auf eine Deponie. Michael Wilken, Chemiker vom Institut für Umwelttechnik (ITU), erklärte, daß der beantragte Müllofen mit einem Dioxin-Ausstoß von 0,04 Gramm im Jahr (TE Seveso-Dioxin) in die Luft keinen negativen Einfluß auf den Dioxin-Abbau in Berlin habe (das Ultra-Gift soll eine Halbwertzeit zwischen 12 und 120 Jahren haben). Auch die jetzige MVA Ruhleben (36 Gramm pro Jahr) verlängere den Zeitraum des Dioxin-Abbaus nur »marginal«. Dirk Wildt
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