Keine akute Gefahr im Thälmann-Park

■ Spezialisten gehen Altlasten auf die Spur/ Umweltbeauftragter hält es für schädlich, jetzt schon über das Ausmaß der Belastungen öffentlich zu sprechen/ Jetzt Rasterbohrungen angekündigt

Prenzlauer Berg. Für die Gesundheit von Bewohnern des Berliner Ernst-Thälmann-Parks (Prenzlauer Berg) besteht nach Angaben des Umweltbeauftragten vom Prenzlauer Berg, Karl-Heinz Gewald, derzeit keine akute Gefahr. Sämtliche Spielplätze, die wegen Schadstoffen im Boden am 10. Januar gesperrt wurden, können von Kindern wieder benutzt werden.

Nachdem eine noch im Auftrag des Magistrats durchgeführte Untersuchung zu Beginn des Jahres ergeben hatte, daß sich auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes toxische Altlasten befinden, wurde der Boden Mitte Januar erneut analysiert. Dazu wurden an zehn Stellen Proben aus bodennahen Schichten — die ersten Bohrungen erfolgten in einer Tiefe von drei bis fünf Metern — entnommen und auf Cyanide, Arsen, Cadmium, Blei und Chrom geprüft. Das Ergebnis: die Schadstoffwerte liegen weit unter den Grenzwerten der Berliner Liste.

Wie der Umweltbeauftragte am gestrigen Freitag gegenüber 'adn‘ sagte, halte er es für »schädlich, jetzt über das Ausmaß der Schadstoffbelastung zu spekulieren«. Keiner könne heute sagen, wo, wie und in welcher Tiefe Altlasten lagern. Um dies herauszubekommen, werde das Gelände in den nächsten zwei bis drei Monaten im Auftrag des Senats gründlich untersucht.

Rasterbohrungen im Abstand von 50 Metern sollen jetzt ein genaues Bild der Kontamination vermitteln. Erst danach, so Gewald, könne festgelegt werden, wie die Sanierung auszusehen hat. Als Möglichkeiten der Entseuchung der Böden nannte er das Impfen mit Bakterien, das Ausspülen des Bodens oder deren Austausch. Ob gar, wie einige Bewohner befürchten, einzelne Häuser abgrissen werden müssen, sei ebenfalls noch unklar, hieß es gestern.

Den Vorwurf der Mieterinitiative des Thälmann-Parks, nicht ausreichend über die Belastungen dieses Areals informiert zu werden, wies Herr Gewald zurück. Über Ergebnisse und Maßnahmen habe und werde man auch in Zukunft die Bewohner in Kenntnis setzen.

Das DDR-Musterneubaugebiet mit Geschäften, kindgerechten Spielplätzen und komfortablen Wohnungen wurde 1986 eigens zum 100. Geburtstag von Ernst Thälmann fertiggestellt. Bereits damals überprüften Spezialisten das Gelände teilweise. Mit einer Entsorgung wurde zwar begonnen, sie konnte aber aus Zeitgründen — das Wohngebiet sollte »termingerecht« übergeben werden — nicht zu Ende geführt werden. adn