Internationale Filmfestspiele eröffnet

■ »Uranus« als französischer Auftaktfilm/ »Büro für ungewöhnliche Maßnahmen« kündigte Performance gegen den Krieg an: »Schaut auf die leidenden und blutenden Fernseher«/ Autoren von 25 Spiel- und 9 Kurzfilmen im Wettbewerb

Berlin. Die diesjährigen 41. Internationalen Filmfestspiele in Berlin sind gestern abend im Zoo-Palast mit dem französischen Beitrag Uranus von Claude Berri eröffnet worden. Der Film nach dem gleichnamigen Roman von Marcel Aymé beschreibt die Spannungen in einer französischen Provinzstadt nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Es sind die ersten Filmfestspiele in der vereinten deutschen Hauptstadt, die jedoch auch von der angespannten internationalen Lage durch den Golfkrieg gekennzeichnet sind.

Das in Kreuzberg ansässige »Büro für ungewöhnliche Maßnahmen« hatte zur Eröffnungsvorstellung im Zoo-Palast eine »aktuelle Performance« zum Thema »Krieg und Medien« unter dem Motto Schaut auf diese blutenden, leidenden Fernsehgeräte angekündigt. Der Wettbewerbsbeitrag aus dem Iran schildert die Auswirkungen des langjährigen iranisch-irakischen Golfkrieges in den achtziger Jahren.

Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen betonte in seiner Eröffnungsansprache, daß die Berliner Filmfestspiele bereits in der Zeit eines zweigeteilten Europas »Brücken zwischen den Kontinenten und zwischen den ideologischen Fronten« geschlagen hätten. Noch vor einem Jahr seien die Festspiele unter dem Vorzeichen der Hoffnung, daß sich die Welt gewaltlos zum Besseren verändere, eröffnet worden. Die aktuellen bedrückenden Entwicklungen zeigten, wie notwendig es sei, daß die Verständigung unter den Völkern zunehme. »Die Berlinale ist in besonderem Maße hierfür als Forum geeignet«, betonte Diepgen.

Autoren von 25 Spielfilmen und 9 Kurzfilmen aus 17 Ländern bewerben sich um den Goldenen und die Silbernen Berliner Bären, die am 26.Februar von einer internationalen Jury unter dem Vorsitz des deutschen Filmregisseurs Volker Schlöndorff (Die Blechtrommel) vergeben werden. Deutschland ist mit zwei Beiträgen im Wettbewerb vertreten, Erfolg von Franz Seitz und Der Tangospieler von Roland Gräf (DEFA). Die USA zeigen unter anderem in einer Sondervorführung Francis Ford Coppolas Der Pate III.

Wichtige andere Reihen des Festivals sind unter anderem das Internationale Forum des Jungen Films, die »Neuen deutschen Filme«, der Europäische Filmmarkt für Einkäufer und die Retrospektive mit 60 Filmen zum Thema »Kalter Krieg« sowie einer Hommage an die Hollywood-Stars Jane Russell und Robert Mitchum, die in Berlin erwartet werden. Insgesamt werden in Berlin über 700 Filme gezeigt. Erstmals wird die frühere Kongreßhalle im Tiergarten, das »Haus der Kulturen der Welt« in der Nähe des Reichstagsgebäudes als internationales Pressezentrum und Vorführstätte genutzt. Ein Fassbinder- und ein Murnau-Saal sollen hier an zwei bedeutende deutsche Filmregisseure erinnern.

Die beiden Festivalleiter Moritz de Hadeln und Ulrich Gregor meinten unter Hinweis auf den Golfkrieg, Filmfestspiele seien »keine Jubelfeier«. Die Berliner Filmfestspiele seien in der Vergangenheit ungeachtet ideologischer und politischer Fronten Schrittmacher und Seismographen für den internationalen Dialog gewesen. Auch die ungesicherte Zukunft der Studios in Potsdam-Babelsberg bei Berlin, der einstigen »UFA-Stadt« und jetzigen DEFA- Ateliers, wird viele Berlinale-Teilnehmer beschäftigen. Aus diesem Anlaß trifft sich die Vereinigung der europäischen Regisseure während der Festspiele in Babelsberg. dpa/taz