Drobs-Klientel hat sich verdoppelt

■ Staatliche Drogenberatung zieht Bilanz / „Mitarbeiter nur noch Kontrolleure“

Zum ersten Mal in ihrer jetzt zehnjährigen Geschichte rufen die MitarbeiterInnen der drobs, der staatlichen Drogenberatungsstelle in der Bauernstraße, nach Repressionen und verstärkten Polizeistreifen. „Die Szene hat sich enorm vergrößert, die KollegInnen hier sind mittlerweile zu 80 Prozent Kontrolleure. Zu ihrer eigentlichen Betreuungsarbeit kommen sie kaum noch.“ Anton Bartling, Leiter der drobs, gibt sich verzweifelt: „Wenn das so weiter geht, haben wir im Laden bald ein zweites 'Eck'. Dann können wir ihn nicht mehr halten.“ Die drobs zog gestern, zusammen mit Sozialsenatorin Sabine Uhl und dem Bremer Drogenbeauftragten Guus van der Upwich, ein Resümee der vergangenen drei Jahre.

Das Klientel der Drogenabhängigen der drobs hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt (von 284 auf 580 im Jahr 1990). Gleichzeitig hat sich die Zahl der Angehörigen, Partner und Bekannten, die in der drobs Rat suchen, von 50 auf 164 erhöht. In der Konsequenz mußten manche Klienten zwei Wochen auf einen Beratungstermin warten.

Mit ihrem Beratungsangebot in Bremen Nord und ersten Ansätzen in Gröpelingen zeichnet sich der Trend ab, daß die Beratungsstellen der übrigen Stadtteile mehr von Angehörigen und Erstkontakten frequentiert werden als das Beratungszentrum in der Bauernstraße. Die Klienten dort sind meist jünger und oft noch sozial eingebunden. Sozialsentorin und Drogenbeauftragter gehen davon aus, daß die niedrigschwelligen Angebote (wie Cafe mit Mittagessensversorgung und medizinische Notfallambulanz) im Viertel absolut notwendig sind: Dort sammeln sich aus verschiedenen Gründen die Verelendetsten. Nachdem sich die Erweiterungspläne der Gesundheitssenatorin zerschlagen haben, die die medizinische Ambulanz der drobs auf das Nachbargebäude ausdehnen wollte, plädiert auch Sabine Uhl für eine „konzertierte Aktion“, wie sie Ortsamtsleiter Hucky Heck vorgeschlagen hat.

136 Abhängige hat die drobs 1990 in Therapie vermittelt, 243 zur Entgiftung nach Sebaldsbrück. Für weitere 116 Therapiewillige gibt es keinen Platz. „Deren meist spontane Motivation müssen wir dann mühsam konservieren“, beklagt sich drobs-Berater Frank Schmidt. Ein weiterer Mißstand: Für Leute mit abgeschlossener Therapie ergeben sich „Staus“, weil es für sie weder Wohnungen noch Jobs gibt.

Häuser kaufen, wo immer es möglich ist, und dann überlegen, mit welcher unserer Zielgruppen wir sie belegen, beschreibt die Senatorin ihre Zielrichtung. Round-Table-Gespräche mit Beiräten, Ortsämtern und Sozialpsychologischem Dienst sind angestoßen. Eine neue Klinik für Kurzzeittherapie in Schwachhausen sei genehmigt worden. ra