: Neuer Flughafen ohne Inlandflüge?
■ Geplanter Großflughafen dürfe nicht größer werden als Tegel, Tempelhof und Schönefeld zusammen, fordert Brandenburg/ Befürchtungen bei Haase und Hassemer
Berlin/Potsdam. Alle reden von der Umwelt — einer macht ernst: Matthias Platzeck, Umweltminister in Brandenburg, erklärte in einem taz- Gespräch, daß der geplante Großflughafen im Süden von Berlin nicht größer werden dürfe als die jetzigen drei. Zur Zeit werden in Tegel, Tempelhof und Schönefeld über neun Millionen Fluggäste im Jahr abgefertigt. Der Bündnis-'90-Minister wollte sich nicht darauf festlegen, ob in 10 Jahren vom Flughafen »Berlin International« nur die gleiche Zahl Passagiere starten oder landen solle. Er verwahrte sich aber ausdrücklich gegen den Begriff Großflughafen.
Platzek meint, daß ein Zuwachs bei den Fluggastzahlen ganz verhindert oder ziemlich gering gehalten werden könne, weil fast alle Inlandsflüge überflüssig seien. Mit einem Inter-City sei man bei Entfernungen zwischen 400 und 600 Kilometern schneller, höchstens aber eine halbe Stunde langsamer, da Bahnhöfe sich im Gegensatz zu Flughäfen immer in Stadtzentren befinden und zeitaufwendige Kontrollen entfallen würden. »Außerdem steht einem nur geringen Zeitvorsprung bei Kurzstreckenflügen eine ungeheure Umweltbelastung gegenüber«, so der Umweltminister. Seine Pläne setzen voraus, daß bis zur Fertigstellung des »Berlin International« in der Mitte des kommenden Jahrzehnts das Schienennetz ausgebaut werde. In Bonn müßten sich die zuständigen Minister der Länder an einen Tisch setzen und »Klartext reden«.
Umweltsenator Volker Hassemer und Verkehrssenator Herwig Haase (beide CDU) befürchten, daß ein Platzek-Flughafen den tatsächlichen Entwicklungen nicht gerecht werden würde. Dann aber könnten Berlins »innerstädtische Flughäfen« nicht geschlossen werden, erklärten beide der taz. Hassemers Devise lautet: »Der geplante Flughafen muß so klein wie möglich, aber so groß wie nötig werden.« Doch weder der Umwelt- noch der Verkehrssenator wollten sich darauf festlegen, ob südlich von Berlin einmal 30 oder 40 Millionen Leute in den Himmel kerosiniert werden müßten. Haase will wie Platzek einen verstärkten Ausbau des IC-Netzes. Den Flugverkehr nach Rostock oder Hannover halte er dann ebenfalls nicht mehr für nötig. Dennoch werden im Jahr 2005 die Fluggast-Zahlen bei über 10 Millionen liegen, glaubt der Verkehrssenator. Auch Hassemer will möglichst viel Flugverkehr auf die Schiene verlagern — und: »Wir müssen weg von den innerstädtischen Flughäfen«. Doch wenn der neue Flughafen nicht ausreichen würde, »dann bekommen wir Probleme«. Dirk Wildt
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