: Jule Hammer tot
Der Berliner Galerist Konrad »Jule« Hammer ist am Dienstag im Alter von 64 Jahren gestorben. Der zugewanderte Berliner, am 22. Oktober 1924 im sächsischen Wittenberg geboren, hat als Privatmann, in seiner Funktion als Galerist und auch als Kulturpolitiker das kulturelle Geschehen der Stadt über viele Jahre im Nachkriegs-Berlin mitgeprägt. Er war unter anderem Produzent und enger Freund des Kabarettisten Wolfgang Neuss. Zu Hammers 60. Geburtstag schrieb Neuss: »Wenn es von solchen Sechzigjährigen in der Stadt nur noch 10.000 gäbe, wären wir ein Kulturzentrum. Klischeehaft ausgedrückt: Er ist ein Stück Berliner Kulturleben.«
Hammer kam nach dem Krieg zum Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften nach Berlin. An der FU war er 1949 Mitbegründer des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes. Später engagierte sich Hammer in der Berliner SPD als Sekretär für das Ressort »Frauen« und »Kultur« und organisierte Kabarett mit Laienspielgruppen. Für die Bundestagswahl 1961 zog er mit einem großen Kabarett durch die Bundesrepublik als Wahlkampfhelfer für Willy Brandt.
Seit den 60er Jahren organisierte er immer wieder Feste, da er eine tiefe Liebe fürs Berliner Volksvergnügen, Kabarett, Satire und Cartoon hegte. Wichtige Kunstausstellungen bekannter deutscher Maler wie Markus Lüpertz, Mario Merz, Fetting, Konrad Klapheck und Kurt Mühlenhaupt entstanden mit seiner Initiative. Außerdem galt sein Interesse der Volkskunst. Er organisierte beispielsweise die Ausstellungen Die Anfänge des Berliner Kabaretts, und Die Geschichte der Berliner Zikusbauten. Seine letzte Idee, an der er noch mitgearbeitet hat, Die Geschichte des Berliner Varietes ist bis morgen im Haus am Lützowplatz zu sehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen