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Streit um »Drugstore« geht weiter

■ Die Leute aus dem selbstverwalteten Jugendzentrum wollen ihr Anti-Kriegstransparent trotz Kündigungsdrohung nicht abhängen/ Existenz auch anderer Nutzer jetzt in Gefahr

Schöneberg. Das Anti-Kriegstransparent an der Fassade des selbstverwalteten Jugendzentrums »Drugstore« in der Potsdamer Straße bleibt trotz drohender Kündigung hängen. Diesen Beschluß haben die Jugendlichen jetzt auf dem Drugstore-Plenum gefaßt. Wie berichtet, hatte die BVG als Eigentümerin des Eckhauses dem Schöneberger Bezirksamt wegen des Transparentes fristlos gekündigt. Das Bezirksamt ist Hauptmieter des Gebäudes und hat einige der Räume an das Drugstore untervermietet.

Auf die Intervention der Schöneberger Jugendstadträtin Bärbel Hiller (SPD) hin, hatte die BVG die fristlose Kündigung in der vergangenen Woche zwar außer Vollzug gesetzt. Gekoppelt wurde dies jedoch weiterhin an die Bedingung, daß das Transparent in einem »zeitlich angemessenen Rahmen« entfernt und »der vertragsgemäße Zustand wieder hergestellt« werde. Die BVG beruft sich dabei auf eine mit dem Bezirksamt geschlossene Verwaltungsvereinbarung, die das Aushängen von Transparenten und Spruchbändern an der Fassade untersagt. Jugendstadträtin Hiller, die bei der BVG vergebens um Verständnis für das Protestanliegen der Jugendlichen geworben hatte, hatte den Drugstore Anfang der Woche aufgefordert, das Transparent abzuhängen. Anderenfalls sei nicht nur die Existenz des Drugstore gefährdet, sondern auch der Treffpunkt »PallasT« und die Kindereinrichtung im selben Gebäude.

Trotzdem beschloß das Drugstore-Plenum, das Transparent mit der Aufschrift »Stoppt den internationalen Wahnsinn am Golf. Kein Krieg für Öl« hängen zu lassen. Selbiges gilt nach Angaben der Drugstore- Mitarbeiterin Mufflon auch für die in die Fenster geklebten großen, roten Lettern »Kein Krieg für Öl«. Mufflon betonte, daß sich der Drugstore seiner Verantwortung für die übrigen Projekte im Haus voll bewußt sei und sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Das Transparent abzuhängen, wäre für sie jedoch »ein Schritt zurück«.

»Die Tatsache, daß im Krieg Hundertausende Menschen sterben und sich die BVG über ein Transparent aufregt, steht in keinem Verhältnis«, erklärte Mufflon. Der BVG nachzugeben, würde auch bedeuten, vielen anderen Mietern in den Rücken zu fallen, die mit den Transparenten vor ihren Fenstern die Kündigung der Wohnung riskierten. Auch auf das Aushängen eines weißen Lakens, an dem die BVG vielleicht weniger Anstoß nehme, habe der Drugstore »ganz bewußt« verzichtet: »Dies«, so Mufflon, »würde bedeuten, sich die Form des Protestes vorschreiben zu lassen«. Die Diskussion über das Transparent und die damit verbundene Kündigungsgefahr für die übrigen Projekte im Haus soll laut Mufflon am Dienstag auf dem nächsten Drugstore-Plenum fortgesetzt werden. Außerdem werde sich der Drugstore um eine Gespräch mit der BVG bemühen, um mit dieser eine »inhaltliche Auseinandersetzung« zu führen. plu

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