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Hoffen auf Waffenstillstand

■ Irakische Oppositionelle hoffen seit gestern auf innenpolitischen Widerstand gegen Saddam Hussein

Nach dem gestrigen Waffenstillstandsangebot des Iraks sprach die taz mit Kamal, Vorstandsmitglied der oppositionellen Vereinigung irakischer Studenten in Berlin.

taz: Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie von der Erklärung des Revolutionsrates gehört haben?

Kamal: Nach der ersten Meldung dachten wir: der Krieg ist aus. Es hieß, Irak habe die UNO-Resolution bedingungslos akzeptiert. Und das muß bedeuten: Der Krieg ist zu Ende. Im Laufe des Nachmittags kamen wir dann zu unterschiedlichen Interpretationen. Manche halten es für ein Manöver, andere glauben, der innenpolitische Druck auf Saddam ist so groß geworden, so daß er einlenken mußte.

Wie bewerten Sie die Tatsache, daß diese Erklärung nicht von Saddam Hussein verlesen wurde?

Das halte ich für ein weiteres mögliches Indiz, daß er mit Widerstand in den eigenen Reihen konfrontiert ist. Es gibt Gerüchte, wonach er an der Formulierung dieser Erklärung nicht beteiligt war.

Was sind Ihre Quellen?

Neben den deutschen und englischen Nachrichten auch die arabischen Nachrichtensendungen zum Beispiel aus Tunis, Algier oder Riad. Auffällig war, daß die deutschen Sender schon gegen 15 Uhr, als wir uns getroffen hatten, die Nachricht relativierten und meldeten, der Irak habe seinen Rückzug mit Bedingungen verknüpft. In den arabischen Sendungen wurde das so nicht dargestellt. Dort wurde die Erklärung des irakischen Revolutionsrates eindeutig als bedingungsloser Rückzug aus Kuwait gemeldet.

In den letzten Tagen ist mehreren Arabern in Berlin per Verfügung von der Ausländerpolizei jede politische Betätigung verboten worden, weil man nicht ausschließt, daß sie sich — gemäß der Aufforderung Saddam Husseins — an Anschlägen beteiligen. Wie werden diese Maßnahmen unter den irakischen Oppositionellen diskutiert?

Wir befürchten, daß diese polizeilichen Maßnahmen nur der Anfang waren. Vielleicht sind wir demnächst dran. Gespräch: Andrea Böhm

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