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Verzweiflung im Osten — kleinliches Gezerre im Westen

Während in den neuen Bundesländern Existenzangst, Verzweiflung und die Zahl der Selbstmorde dramatisch ansteigen, herrschen in Bonn die üblichen Wochenend-Interviewscharmützel: Man habe die Schwierigkeiten „unterschätzt“, räumen Möllemann und Waigel ein. Die Steuern sollen erhöht werden — wie, wo und wofür genau, weiß noch niemand zu sagen. Bis „Mitte März“ will sich Theo Waigel genauer äußern. Während die westdeutschen Bundesländer bisher ganze 3,5 Milliarden Mark an die ostdeutschen Bundesländer abgeben, beginnen die Ministerpräsidenten-Ost die Interessen ihrer Landeskinder offensiv zu vertreten. Sie fordern das Geld, das im Westen durch den Einheitsboom in die Steuerkassen eingespielt wird, für ihre ungedeckten Haushalte.

In Erfurt sind die Menschen aber schon jetzt am Ende: „So zerrissen und voll Angst“ waren sie nicht einmal, als ihnen noch die Stasi im Nacken saß. Die Jobs sind verloren, die Arbeitslosen setzen statt auf eine bessere Zukunft auf die Überlebenstechniken der Nachkriegszeit: „Jetzt wird wieder ordentlich Gemüse angebaut, und ein paar Karnickel kommen auch in den alten Stall.“ SEITEN 9 UND 10

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