O Tillandsia!

■ Die Frühjahrsmode hängt noch am Ständer: Horten holt sich ein Beetchen Blumenschau

“Die Blumenschau in der Stadthalle wirft ihre Blumen voraus!“ Mit Pathos präsentiert Klaus Mann, Schauwerbeleiter der Galeria Horten, ein Eckchen Gartenerde und Pflanzengewirr, das es jetzt im Haupteingang des Kaufhauses zu bestaunen gibt. Mittendrin, mit den Füßen im Humus, steht eine weibliche Schaufensterpuppe im hauchzarten Frühlingskleid und deutet mit glasigem Blick auf eine Plexiglassäule. Dort kann man lesen, daß es ab Freitag in der Stadthalle noch etwas mehr zu sehen gibt als diese auf wenige Quadratmeter zusammengequetschten Azaleen, Glockenblumen, Hortensien, Primeln, Bubiköpfe und Zimmerkoniferen.

Beeindruckend allerdings schon hier: die Tillandsia, ein sehr exotisches Gewächs, welches auch tatsächlich „aus dem Dschungel“ kommt, wie Willi Rankers, Floristmeister und verantwortlich für das kunterbunte Pflanzenarrangement, sachkundig zu bestätigen weiß. So ganz uneigennützig rührt Horten die Werbetrommel für die Blumenschau natürlich nicht. Hortens Schauwerbeleiter mit dem großen Namen erzählt, daß die Frühjahrsmode zwar schon da sei, aber keiner sie kaufen wolle. „Die Verbindung Frühjahrsblumen — Frühjahrsmode ist für uns daher ein guter Aufhänger“, sagt Klaus Mann.

Das ist allerdings bis zum Informationsschalter noch gar nicht durchgedrungen: „Blumenschau? Das ist nur in der Stadthalle.“ Die Meinungen der Kundinnen und Kunden über das Blumen-Allerlei sind geteilt. Eine Frau meint im Vorbeigehen: „Sieht ja ganz niedlich aus. Aber soll ich mir das jetzt länger ansehen?“ Eine andere ist unsicher, ob die Pflanzen echt sind und überzeugt sich durch Fühlen.

Jan-Axel Wartemann, zufällig herumstehender Pressesprecher der Stadthalle, hätte sich das Beet etwas „hügeliger“ gewünscht, beteuert aber: „Ich find' das ganz toll! „ Auch Klaus Mann ist von den Künsten des Floristmeisters Rankers ganz hingerissen: „Der hat die Formen so bizarr hingekriegt, ohne die Fluchtwege zu verbauen!“ Bis wann der schmucke Blätter- und Blütenklecks noch zu sehen sein wird, weiß niemand vorherzusagen; alle zwei Tage kommt jedenfalls ein Gärtner, der das unvermeiliche Ende so lange als möglich hinauszögern wird. Lars Joseph