: Unglaubwürdig-betr.: "Kein Krieg der Religionen", taz vom 11.2.91
betr.: „Kein Krieg der Religionen“ von Chandra Muzaffar,
taz vom 11.2.91
Mit Interesse habe ich den Beitrag von Herrn Muzaffar gelesen und feststellen müssen, daß er in vielen Punkten irrt. Wenn viele Moslems und Araber sich darüber aufregen, daß die Amerikaner in ihrer Nahost- Politik mit zweierlei Maß handeln übersehen sie folgendes:
Es ist sicherlich richtig, daß die Israelis die Menschenrechte der Palästinenser in den besetzten Gebieten mit Füßen treten und daß die Amerikaner aus innenpolitischen/wahltaktischen Gründen — die möglicherweise ihre historische Ursache in der Behandlung der Juden als Flüchtlinge in der Zeit des Hitler-Regimes haben — auf diesem Augen blind sind, aber haben die arabischen „Brüder“ im gegebenen Fall (Beispiel: Schwarzer September in Jordanien, die ungeklärte, rechtlose Situation im Libanon) je einen Pfifferling auf das Leben der Palästinenser gegeben, wenn es ihren machtpolitischen Interessen nicht entsprach? Nicht zuletzt aus diesem Grunde halte ich die plötzliche, überraschende Parteinahme für die Rechte der Palästinenser für sehr unglaubwürdig. Ich glaube, daß viele Araber bloß deshalb ihr Herz für die Palästinenser entdeckt haben, weil ihr Unterdrücker Israel ist. [...]
Daß die Briten den verfolgten und überall nicht wohlgelittenen Juden eine neue Heimat in Palästina verschafft haben, hat nicht zuletzt seine Ursache in dem schlechten Gewissen der Engländer, die als ein Land unter mehreren die Aufnahme der vom Tode bedrohten Juden verweigert hatten (Schiff „Exodus“). Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß schon vor der Gründung des Staates Israel viele Araber und Palästinenser ein großes Interesse an der „Endlösung“ der Judenfrage hatten.
Wenn es möglich ist, daß in einer Großstadt wie New York orthodoxe Juden und strenggläubige Moslems im selben Stadtteil leben können, ohne sich gegenseitig zu massakrieren, warum dann nicht im Nahen Osten? Wer trägt die Hauptschuld? Weiß Gott nicht allein beziehungsweise überwiegend die Israelis! [...] Werner Pfetzing, West-Berlin
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