piwik no script img

Kirchen kritisieren USA und EG

■ Ökumenischer Rat für neue Weltwirtschaftsordnung/ Die UNO befinde sich im „Würgegriff“ der USA und ihrer Verbündeten

Canberra (dpa) — Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) tritt wegen der immer größeren Armut vieler Menschen und des zunehmenden Reichtums weniger für eine neue Weltwirtschaftsordnung ein. Die Ursachen für die gegenwärtige wirtschaftliche und ökologische Krise seien in einem verbreiteten Konsumkult, in der Verschuldung der Dritten Welt und in einer mangelnden Kontrolle internationaler Konzerne zu suchen, stellte das Gremium am Montag auf seiner Vollversammlung in Canberra fest. Im ÖRK, dessen Vollversammlung noch bis Mittwoch dauert, sind 317 protestantische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit weltweit 350 Millionen Gläubigen vertreten.

Die Vollversammlung hält es für einen „schweren Fehler“ zu glauben, daß angesichts des Zusammenbruchs der sozialistischen Planwirtschaft eine Mischung aus freier Marktwirtschaft und parlamentarischer Demokratie die einzig mögliche Form sei, eine gerechte Gesellschaft zu verwirklichen.

Gegenwärtig entstehe die Situation, die es den USA und ihren Nato- Partnern erlaube, die Vereinten Nationen in einem „Würgegriff“ zu halten. Verlangt wurde außerdem eine radikale Änderung der EG-Agrarpolitik, denn sie sei umweltschädlich und benachteilige massiv Bauern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Über den Internationalen Weltwährungsfonds (IWF) und die Weltbank hieß es, ihre Politik könne von den einzelnen Ländern zu wenig kontrolliert werden.

Die Vollversammlung sieht neue ethnische Diskriminierungen in Europa und ein Wiederaufleben des Antisemitismus.

Die Mitgliedskirchen wurden aufgefordert, die Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas zu boykottieren. Vielmehr solle an „500 Jahre Völkermord, rassische Unterdrückung und Umweltzerstörung“ erinnert werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen