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Genau an der Spitze

■ Chronik alltäglicher Ereignisse AUS DER REIHE: FRÜCHTE DER JUGEND

Mittwoch: Ein Mann rast vor der Kaufhalle mit einem Messer zwischen den Autos umher und zersticht Reifen. Die Polizei ist gerufen worden und kommt nicht, und wir stehen vor der Kaufhalle und sehen zu. Die Frau neben mir, mit einer Einkaufstasche zwischen den Beinen, zählt laut mit. Der Mann hat schon an 26 Autos die Reifen zerstochen. Es ist eine viehische Arbeit. Der Mann schwitzt, erst hat er die Jacke ausgezogen, dann hat er das Oberhemd ausgezogen. Dann hat er das Oberhemd um die linke Hand gewickelt, an der Blut läuft. Und dann kriegt er aus einem der Reifen plötzlich das Messer nicht mehr herausgezogen, und dann weint er. Und dann sehe ich mich zu den Grünanlagen um, sie sind verlassen, und dann reiße ich der Frau neben mir die Tasche zwischen den Beinen weg und renne los.

Dienstag: Alles ging sehr schnell. Der Fußballspieler wurde trotz vorheriger Zusage des Trainers beim Spiel nicht eingesetzt. Der Fußballspieler ging an den Garderobenschrank, holte ein Armeemaschinengewehr heraus, zog den Abzug durch und zerschoß den Trainer. Die Mannschaftsmitglieder rammten dem Fußballspieler in der Garderobe zu Boden und knallten ungefähr eine Minute lang ihre Füße gegen den Fußballspieler. Es knallte wie gegen einen Fußball. Und ich stand mit meinen Werbeaufklebern für Sportschuhe und Antischweiß-Creme neben der Wand, und ungefähr nach einer Minute sah ich den Kopf des Fußballspielers, und ich fiel zurück an die Wand, und meine Hand krallte sich immer wieder automatisch in meinen Sack.

Donnerstag: Ein recht naiver und mieser Mann hat sich am Rathaus bei einer großangelegten Aktion vor Fotografen und Journalisten in eine Mülltonne gesetzt, um gegen die Umweltverschmutzung zu demonstrieren. Nach anderthalb Stunden wurde es ihm in der Mülltonne zu heiß, und er fragte einen der Reporter, ob er etwas zu trinken haben könne. Nach eindreiviertel Stunden wurde es ihm in der Mülltonne zu heiß und zu eng, und er fragte einen der Reporter, ob der die Mülltonne festhalten könne, und dann kletterte er wieder aus der Mülltonne heraus, o Gott, dieser Arsch.

Montag: Zwei Männer wollten heute vormittag einer Rentnerin auf der Straße eine Einkaufstasche wegreißen. Die Rentnerin klammerte sich an ihrer Einkaufstasche fest und wurde 20 Meter an den Geschäften vorbei mitgeschleift. Dann trat ihr einer der Männer auf die Hände. Die Rentnerin sagte: »Harald«. Dann wurde die Rentnerin noch 20 Meter an den Geschäften vorbei bis zur Kreuzung mitgeschleift. Dann trat ihr noch einmal der eine der beiden Männer auf die Hände. Dann konnten die beiden Männer die Tasche bekommen und mit der Tasche über die Kreuzung laufen. Ich lehnte an Julies neuem Suppenstand und sah das alles und hörte das alles und aß Nudeln, und Julie stand drinnen und trocknete Teller ab und schwippte beim Tellerabtrocknen mit dem Hintern, und ich kriegte einen Steifen, der nicht mehr weggeht.(ach ja. Die L.in) Klaus Rahn

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