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Wir werden eingeostet

■ Zur Bonner Kahlschlag-Politik gegen Berlin KOMMENTAR

Die Berliner hätten am 2. Dezember auch das Sandmännchen zum Regierungschef wählen können — Bonn hätte es ähnlich ernst genommen wie Diepgen. Finanzminister Theo Waigel hat sich auf ganzer Linie und auch gegen seine hiesigen Unionsfreunde durchgesetzt. Was der Wegfall der Berlinförderung in einem solch kurzen Zeitraum bedeutet, ist an dieser Stelle oft beleuchtet worden. Noch alarmierender ist eine andere Botschaft. Von den geforderten sechs Milliarden Mark Zuschuß, die vor allem für die Sanierung des maroden Ostteils gebraucht werden, will Bonn nur eine Milliarde bewilligen. Wenn Finanzsenator Pieroth das als zu niedrig bezeichnet, verniedlicht er eine nicht mehr zu beschönigende Wahrheit: Auch der Regierungswechsel, auf den vor allem die Westberliner gesetzt hatten, hat in Berlin nichts bewirkt.

Eberhard Diepgen und seinem Finanzsenator ist es bisher nicht gelungen, in Bonn auch nur eine Mark mehr herauszuholen als der rot-grüne Senat. Die Drohgebärde von Diepgen, das Paket im Bundesrat durchfallen zu lassen, kommt zu spät. Berlin hat keine andere Wahl, als sich mit den armen Ostländern zu solidarisieren, zählt es doch selbst jetzt dazu. Die von der CDU versprochene Angleichung der Lebensverhältnisse wird sich, bleibt es bei der mickrigen Milliarde, nicht auf Westberliner Niveau vollziehen, sondern bestenfalls auf mittlerem Niveau zwischen Ost und West. Die knappen Westberliner Finanzen müssen umverteilt werden. Berlin gehört — nach dem Abklingen des Vereinigungstaumels — mit den neuen Nachbarn zu den Verlierern der Einheit. Die ehemaligen Inselbewohner werden sich jetzt daran gewöhnen müssen, eingeostet zu werden. Kordula Doerfler

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