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Tour d'Europe

■ Frauen und Markt

Zum Bericht Folgen des Binnenmarktes 1992 für die Frauen vor dem Europaparlament meinte die Berichterstatterin Marijke von Hemeldonck (belgische Sozialistin), daß er nicht notwendig gewesen wäre, wenn es unter den Beamten in der Kommission, bei den Experten und Mitgliedstaaten, die 1992 vorbereiten, eine entsprechende Anzahl von Frauen gegeben hätte. Deshalb sei auch immer noch ein Ausschuß für die Rechte der Frauen notwendig. Wilfried Telkämper von den Grünen fand es nicht zufällig, daß die Debatte über den Bericht an einem Freitag vor fast leerem Haus stattgefunden habe.

Die Grünen meldeten sich auch zu Wort, als es im Bericht um den „Schutz von Schwangeren und Wöchnerinnen“ ging. „Generell“, so meinen sie, „dürften die Schwierigkeiten und Nachteile der Mutterschaft nicht nur den Frauen überlassen werden, sondern auch die Männer müßten einen Teil übernehmen.“ Die Unterschiede in diesem Bereich zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten der EG sind sehr groß. So dauert der Mutterschaftsurlaub in Dänemark 28 Wochen bei 90 Prozent des Gehalts, während in Großbritannien 6 Wochen bei 80 Prozent des Gehalts vorgesehen sind. Als Minimum für den Mutterschaftsurlaub fordert der Bericht 16 Wochen, unabhängig davon, seit wann eine Frau für einen Arbeitgeber arbeitet (in Großbritannien sind zwei Jahre Betriebszugehörigkeit die Voraussetzung für die Inanspruchnahme des Mutterschaftsurlaubs).

Ein kürzlich veröffentlichter Report über die Arbeitsgewohnheiten skandinavischer Eltern zeigt, daß eine große Mehrheit von Müttern mit Ganztagsjobs lieber kürzere Arbeitstage als Gehaltserhöhung wünschen. „Lieber Zeit als Geld“ wird am deutlichsten von dänischen Müttern mit Kindern im Vorschulalter verlangt. Neun von zehn möchten die Zahl ihrer Arbeitsstunden verringern und sieben von zehn Ehemännern dieser Gruppe möchten es auch. In Norwegen und Schweden ziehen die Frauen ebenfalls kürzere Arbeitszeiten vor, aber die norwegischen Ehemänner sehen es anders. Während 73 Prozent der Vollzeit arbeitenden Frauen mehr Zeit für die Familie haben möchten, wünschen 59 Prozent ihrer Ehemänner mehr Geld. Der Rapport Hvad Koster et Barn i Tid? (Wieviel Zeit kostet ein Kind?) zeigt, daß arbeitende Mütter für den Haushalt täglich bis zu drei Stunden mehr Zeit aufwenden als ihre Männer und daß sie auch mehr Zeit für ihre Kinder haben. Dänische Väter beschäftigen sich mit ihren jungen Kindern etwa 41/2 Stunden pro Tag, während es bei den Müttern bis zu 7 Stunden sind.

Eine Konferenz für die Rechte der Frauen veranstalten der Bund der Sozialdemokratischen Parteien der EG und die Sozialistische Fraktion im Europäischen Parlament am 4./5. März in Brüssel zum Internationalen Frauentag. „Die Diskussion wird Fragen der Teilzeitarbeit und anderer atypischer Arbeitsverhältnisse ebenso einbeziehen wie Kinderversorgung, gleichen Lohn für gleiche Arbeit oder die Spaltung der Berufe nach Geschlecht“, erklärt dazu eine Organisatorin der Konferenz. Eingeladen sind Gewerkschaftsvertreterinnen und führende Regierungs- und Oppositionspolitikerinnen aus der Europäischen Gemeinschaft, EFTA-Staaten, aus Zypern, der Türkei und Israel. bel

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