: Die CSU läßt die DSU fallen Alois Glück: „Kapital verspielt“
Nürnberg (taz) — Die CSU geht auf Distanz zu ihrer bisherigen Schwesterpartei „Deutsche Soziale Union“ und wird in naher Zukunft ohne Partner in den fünf neuen Bundesländern dastehen. Alois Glück, CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, gibt dem CSU-Ziehkind keine großen Zukunftschancen mehr, zumal die CSU den Geldhahn zudrehen will. „Ich glaube und fürchte, daß die DSU ihr Kapital weitgehend verspielt hat“, erklärte Glück und kündigte an, daß die DSU nicht auf Dauer am Tropf der CSU hängen könne.
In Zukunft will die CSU in den neuen Bundesländern die CDU als Ansprechpartner ansehen. Damit verliert die CSU ein weiteres Stück ihrer gesamtdeutschen Bedeutung und hat Investitionen in Millionenhöhe für die DSU in den Sand gesetzt. Sowohl Gründung als auch Parteiaufbau und Wahlkampf der DSU war von München aus unterstützt und gesteuert worden. Gegründet wurde die DSU im Herbst 1989 in Leipzig. Gründungsmitglied Pfarrer Ebeling wechselte jedoch zur CDU über, ebenso wie das zweite Aushängeschild der Partei, Peter Michael Diestel.
Der CSU-Vorsitzende Theo Waigel hatte sich zum Ehrenvorsitzenden der DSU küren lassen, die DSU als „von entscheidender Bedeutung für die Ausnutzung des Stimmenpotentials für die gesamte Union“ bezeichnet und dabei auf nationalkonservative Wähler abgezielt.
Der vorbehaltlosen Unterstützung der DSU gingen in der CSU harte Auseinandersetzungen um eine bundesweite Ausdehnung der CSU voraus. Waigel setzte sich gegen seine Kritiker durch und mußte mit ansehen, wie schon die DSU bei den DDR-Landtagswahlen weit abgeschlagen wurde und bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen am 2. Dezember letzten Jahres in der ehemaligen DDR bei 1,0 Prozent landete. In ihrem Stammland Sachsen erzielte die DSU gerade noch 1,7 Prozent gegenüber 13,1 Prozent bei den Volkskammerwahlen.
Jetzt steht Waigel in Kürze mit leeren Händen da. Um die Konkursmasse der DSU streiten sich bereits die rechtsradikalen „Republikaner“ und deren Abspaltung „Deutsche Allianz — Vereinigte Rechte“. DSU- Funktionäre hatten bereits den Gründungsaufruf der „Deutschen Allianz“ unterzeichnet. REP-Chef Franz Schönhuber rühmt sich seiner guten Kontakte zur DSU und sieht in ihr ein neues Potential für seine Partei. Bernd Siegler
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