: She's Hit und Once Upon A Time
■ Auf Rosen in die Nacht
Manche Märchen werden wahr, wenn man sie nur oft genug erzählt. Oder erzählt bekommt. Das Märchen das Once Upon A Time seit nunmehr knapp sechs Jahren erzählen oder vielmehr sind, behandelt die tragische Geschichte ambitionierter Musikprophetetn aus Melbourne, die im eigenen Land nicht viel gelten, in einer anderen Zeit an einem anderen Ort aber doch Glück und Zufriedenheit finden werden.
Zwar gelangten sie als Supportact für Nico, Screaming Jay Hawkins und Crime & The City Solution zu dem ihnen einstmals vom australischen Journalisten Adrian Ryan attestierten durchaus lyrischen Ruhm als »one of Melbourne's best kept secrets« — welcher Status eigentlich recht hübsch zum gepflegten Märchenambiente paßt — , dennoch zogen sie niedergeschlagen durch die Ignoranz des heimischen Känguruhrealismus aus, in der Weite das Glück zu suchen.
Irgendwann, nach einem ersten Versuch, in London seßhaft zu werden, und einer ausgedehnten Europatournee, landeten sie in dieser unserer wenig malerischen Stadt (sie selbst empfinden Berlin als inspirierend und außerdem von den Lebenshaltungskosten her »günstig« — wer hat denen dieses Märchen aufgebunden?!).
Seither leben sie — das Happy End naht unaufhaltsam — endlich glücklich und zufrieden einmütig in ihrer eigenen kleinen Welt — World in a World. Diese Welt wird geschaffen, zusammengehalten, vorwärtsbewegt und abends dann auf Rosen zur Nacht gebettet von Bruno Adams' tale-telling stories, drumherum ranken sich theatralisch-sphärische Klänge — sozusagen wie auch immer ein reichlich pathologischer Fall von »somnambulen Solipsismus«, schwer zu verstehen für diejenigen Meerjungfern und Traummänner, denen der adäquate Sesam-öffne-dich-Hokuspokus entfallen ist.
Einen effektiv leichteren und unkomplizierteren Zugang zum Reich ihrer Träume bieten She's Hit, deren Info aus solch schlichten Frage- und Antwortspielen wie »Musik? — That's the way aha-aha I like it« besteht, der Einfachheit halber klingt ihre Musik auch so. Runterspielend, was ihnen gerade einfällt, bewegen sich die Drei auf dem Boden der Tatsachen: Leben, Lachen, Lieben; missionarischer Eifer findet sich in der von ihnen mit bestechender Simplizität formulierten Aussage, »daß die Angesprochenen begreifen oder sonstwas mitkriegen« — der Rest ergibt sich bestimmt, wenn man erst mal auf der Bühne steht. Ergreifend schön: da weiß man, was man hat. Guten Abend. Erika
Ab 22 Uhr im K.O.B.
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