: Unter acht Metern Schnee
■ 10 Jahre Basislager für antarktische Forschungs-Expeditionen
Einstiegs-, Belüftungs-und Abgasschächte stehen wie U-Boot- Türme in einer unendlichen Wüste aus Eis und Schnee. Das Bild hängt im Büro von Jürgen Janneck im Bremerhavener Alfred- Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung. „Das war ein knallharter Job in eisiger Kälte bei Tag und Nacht“, sagt der ehemalige Schiffsingenieur, der für die Logistik der auf einer 200 Meter dicken Schelfeisplatte in der antarktischen Atkabucht stehenden Georg-von-Neumayer-Station zuständig ist. Janneck hat beim Ausbau des heute unter einer acht Meter dicken Schneedecke liegenden Observatoriums und Basislagers für internationale wissenschaftliche Expeditionen geholfen, das am Sonntag zehn Jahre existiert.
Die beiden 50 Meter langen elliptischen Stahlröhren mit einem Durchmesser von acht Metern, ausgestattet mit Wohnräumen, Labors und Versorgungstechnik in Containern, haben maßgeblichen Anteil an der deutschen Polarforschung. Vor einem guten Jahr machten sie sogar Schlagzeilen: Neun Frauen übernahmen das technisch-wissenschaftliche Jahresprogramm und bewährten sich als Köchin, Funkerin, Elektrikerin, Ingenieurin und Ärztin sowie als Wissenschaftlerinnen. Bei mehr als 200 Tagen Sturm im Jahr mit orkanartigen Windgeschwindigkeiten eine unvorstellbare Leistung. „Dann wird selbst das Auffüllen der Schneeschmelze zur Herstellung von simplem Wasser zum gefährlichen Abenteuer“, berichtet Janneck, der selbst zwei Überwinterungen dort durchgestanden hat.
Während die Frauen die nächste männliche Crew für ein weiteres Jahr zum Studium des Weltklimas einarbeiten, bereitet Janneck mit seiner Abteilung bereits den Bau einer neuen Station vor. Die nur für eine Lebensdauer von zehn Jahren geplante alte Röhrenkonstruktion zeigt als Folge von Stauchungen und Zerrungen durch das Schelfeis Ausbeulungen und Risse. Die die Stationseinrichtungen schützenden Röhren drohten schon zerquetscht zu werden. Hagen Hasteert (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen