Konnst nix mitnehma!

■ Der Dr. Georg R., ein derzeit trauriger Komiker

Es ergreift uns, und nicht einmal nur unangenehm, wenn unsere Spaßvögel vom Stangerl fallen. Der berühmte Unterhaltungskünstler Dr. med. Ringsgwandl hatte am Donnerstag in der Schauburg einen ganz schlechten Abend, und das Publikum dankte ihm doch für jeden halbwegs gelungenen Spaß bereitwillig mit Lachausbruch und Gejodel: Halt aus, Schorsch! hieß das. Wird wieder!

Sonst macht der Komiker, wenn er funktioniert, eine plastikbunte Turbo-Show. Da plaudert er knarztrocken und meint so hartnäckig das Gegenteil, daß man nie rauskriegt, wovon bloß. Und umtänzelt gleich drauf sein Mikro mit Gurren und Schmachten und kreischt boshaften Unfug. Und mitten hinein einen Heavy- Metal-Landler oder sonst ein schrilles Liedel, meist über die Pathologie des Mittelstands. Er weiß, wie man eine Gaudi macht, und daß man sie uns Leuten hinhauen muß wie nix, wie junk food (in seinem Fall aus Schachterlteufels Küche).

Aber jetzt! Fängt er an, verlegen, gequält, mit einer langen Tirade. Weiß nicht, wie, und will doch. Und doch auch nicht: der Welt nämlich selbst im Krieg noch den Larifari machen. Aber das G'spaßige hat er in sich, es muß hervor, und wenn er's, wie jetzt halt, mühselig ausschwitzt.

Es spricht für Ringsgwandls Klasse, daß wir erst recht eine extra hinterfotzige Strategie argwöhnen. Selbst als trauriger Komiker ist er immer noch ein Schmerzkeks.

Aber am End hat er sich doch zum Schlawiner aufgerappelt und sich, unter der Frottee-Überwurfkabine, zum grell-stretchigen Strietzel travestiert. Und schmeißt die Hüften und stelzt auf seinen Kranich-Beinen, während hinter ihm der Schreiner Schorsch, ehrengeachteter Unterhaltungsarbeiter, den verläßlichsten Gitarrengroove macht. Und der grause Schnitter Tod kommt auch noch dran: „Konnst nix mitnehma!“ gellt er wieder, der Ringsgwandl, jetzt: ein schauerlich geschminkter schöner Komiker mit irre paranoidem Appeal. Und geht wieder, tänzelnd, wie wir's mögen, auf den dünnen Strich zwischen Gaudi und Wahn. schak

noch heute und morgen 20 Uhr, Schauburg