piwik no script img

Sechs Modelle für das Gleisdreieck

■ Sechs Gutachterbüros stellen Entwürfe zum Gleisdreieck aus/ Alte Eisenbahnanlage vom »Kampf zwischen Grün und bebauter Stadt« geprägt, erklärt Umweltsenator auf Eröffnungsveranstaltung

Kreuzberg. Schon mal was von »Boom-Town-Green« gehört? Aber vom Gleisdreieck zwischen den Yorckbrücken und dem Landwehrkanal?! Das erste ist das zweite. Und der ungewöhnliche Name ist auch der Titel einer Arbeit vom »Gutachterbüro Becker, Giseke, Mohren, Richard und Ökologie & Planung«, die sich zusammen mit fünf weiteren Planungsbüros an der »Ideenwerkstatt Gleisdreieck« beteiligt haben. Umweltsenator Volker Hassemer eröffnete gestern die Ausstellung mit den sechs Entwürfen im Museum für Technik in der Trebbiner Straße.

Das unkonventionellste Modell kommt aus Holland. Vier Holländer von »Design of Urban Open Space« (DUOS) haben das 60 Hektar große Gleisdreieckgelände in einem handlichen Koffer nachgebaut. Nach ihren Vorstellungen wird man an der Yorckstraße einmal mitten in einem Naturwald in Ökohäusern wohnen können. Zwischen Möckern- und Dennewitzstraße gibt es ein Schwimmbad und Sportanlagen.

Hendrik Gottfriesen, Geschäftsführer der BuGa-GmbH, zeigte sich bei der gestrigen Eröffnung »beschämt«. Das Honorar stehe zur mühevollen Arbeit der Planungsbüros in völligem Mißverhältnis. Er hoffe, daß es nun nicht am Geld für die Neugestaltung der Fläche fehle. Volker Hassemer erklärte, daß er bestrebt sei, auf Grund der Vereinigung der Stadt neue Akzente zu setzen. Beispielsweise müsse dem »Naturelement Spree« in der Stadtmitte ein gebührender Platz eingeräumt werden. Zumindest verbal zeigte sich der CDU-Senator gegenüber der Betonfraktion in der rot/schwarzen Rathauskoalition kompromißbereit: »Es kann nicht Aufgabe großstädtischer Grünplanung sein, daß Grün Front gegen die Stadt machen will.« Zu oft hätten sich in der Stadt die umweltpolitischen Diskussionen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten »wie der Kampf zwischen Grün und bebauter Stadt« angehört. Auch der Ort, dem die Ausstellung gilt, sei von diesem Kampf geprägt gewesen. Heute müßten planerische Aufgaben im Innenstadtbereich beides umfassen: die Qualität der Architektur und die hohe Bedeutung des Grüns als Ausweis der Kultur der Stadt.

Alle sechs Entwürfe haben sich aber eher am letzteren orientiert. Beim »Europäischen Garten« soll der größte Platz den Freiflächenbedarf für Kreuzberg und Schöneberg decken. Auf einer sogenannten »Fläche für Berlin« sind das Museum für Verkehr und Technik sowie Dienstleistung und Wohnungen angesiedelt, auf der »Fläche für Europa« die »Europäische Akademie« und das »Europäische Kulturforum«. Der Europäische Garten will eine Vision von einer sozialen, ökologisch verantwortlichen und kulturellen Gemeinschaft in Europa schaffen.

Die Modelle »Der Park« und »Ideenwerkstatt Gleisdreieck« wollen die S-Bahn-Bögen, unter denen sich bereits Kleingewerbe angesiedelt hat, auch weiterhin dafür nutzen. Die Dachfläche soll einmal einen Weg bis zum Potsdamer Platz öffnen, mit Straßencafés und kleinen Plätzen. Der zerstörte Lokschuppen soll ein Zentrum für Stadtkultur werden.

Hans Göhler, bei der BuGa- GmbH zuständig für Schöneberg und das Gleisdreieck, erklärte, daß über die endgültige Gestaltung des Potsdamer und Anhalter Güterbahnhofs möglicherweise das »Stadtforum« entscheide, das Volker Hassemer ins Leben rufen will. An Geld für das Gleisdreieck werde es vermutlich nicht mangeln. Finanzielle Mittel für die Gestaltung des Bezirks Mitte könnten von anderen BuGa-Projekten umgeschichtet werden. diak

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen