: Den Sekt, bitte!
■ TuS Walle: 24:18 gegen Neckargartach / Den Titel fast schon in der Tasche
Silke Fittinger schwante Böses vor dem Heimspiel gegen den VfL Neckargartach. Die quirlige Handballerin, zu Saisonbeginn vom ASK Frankfurt/Oder zum TuS Walle transferiert, fürchtete um die Siegesserie des erfolgsgewohnten Starensembles. „Obwohl wir eine sehr gute Mannschaft haben, werden auch wir irgendwann wieder verlieren“, orakelte die blonde Torjägerin und bewertete gerade die Neckargertacherinnen, obschon derzeit nur Drittletzte, als besonders unangenehme Gegner. Schließlich hatten die Heilbronnerinnen der Bremer Weltauswahl bereits im Hinspiel arg zugesetzt. Und das, obwohl ihre Spielmacherin Silvia Schmitt damals wegen einer Verletzung gar nicht hatte mitmischen können.
Diesmal war die vielgelobte Frau Schmitt mit von der Partie, doch trug sie offenbar schwer an der Last, ihr Team vor dem Bundesliga-Abstieg retten zu müssen. In der ersten Halbzeit mochte sie sich noch so abmühen, es fruchtete alles nichts. Zudem nervte Walles Sponsorentochter und Arbeitsbiene Diana Brüggemann, weil sie die schwäbische Spielmacherin zwischenzeitlich in enge Deckung nahm und ihr beständig auf den Füßen stand. Indes hatten auch die Waller Ballkünstlerinnen nicht ihren besten Tag erwischt, spielten oft ungenau ab und vergaben Torgelegenheiten zuhauf. Daß es zur Halbzeit dennoch 11:9 für die Bremerinnen stand, lag in erster Linie an Csilla Elekes und Silke Fittinger, die gelegentlich zumindest erahnen ließen, warum ihre Spielkunst gemeinhin der Weltklasse zugeordnet wird.
Nach der Pause drehten die schwäbischen Gäste auf, und besonders Silvia Schmitt legte sich jetzt mächtig ins Zeug. Wie weiland ihr männlicher Kollege Erhard Wunderlich wuchtete sie ein ums andere Mal den Ball aus respektabler Distanz in die Waller Maschen, während ihre Teamkollegin Heike Deininger eher trickreich schlenzend zu Torerfolgen kam. Walle hatte dem nicht viel entgegenzusetzen, und schließlich war der Vorsprung des Tabellenführers auf ein mickriges Törchen zusammengeschrumpft. Die Unsicherheit der eigenen Stars trieb dem Waller Trainerstab bereits die Schweißtropfen auf die Stirn, als sich die Gäste selbst um alle Chancen brachten. Einen Siebenmeter schmetterte Silvia Schmitt zielsicher auf das Knie der wackeren Bremer Torwächterin Sabine Picken, und im Gegenzug blieb es dem Publikumsliebling Silke Fittinger vorbehalten, alles klarzumachen für den Liga-Krösus. Schnell zogen die Wallerinnen davon , behielten letztlich mit
hierhin bitte die
Handballerinnen
Rechts Silke Fittinger, TuS Walle, beim BedrängenFoto: Björn Hake
24:18 klar die Oberhand und haben nun mit ihrem vierzehnten Sieg im vierzehnten Spiel die Meisterschaft praktisch für sich entschieden.
Selbst Silke Fittinger, sonst mit vollmundigen Ankündigungen eher zurückhaltend — „weil's
doch meistens anders läuft“ — ist mittlerweile sehr zuversichtlich, was die Waller Titelträume angeht: „Ich glaube schon, daß wir das packen!“ Bei 28:0 Punkten und fünf Zählern Vorsprung auf die Konkurrenz keine sehr gewagte Prognose. Holger Gertz
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