: Das Kleine Grüne
Es soll immer noch Menschen, geben, die von Vicco von Bülow abendfüllende Filme erwarten. Der uns allen als Loriot weit besser bekannte Pedant hinter der Kamera macht aber dies genau nicht. Ein Film mit einer richtigen Handlung, psychologischen Charakterstudien und einem Happy End, der wäre mit Sicherheit keine Loriot-Arbeit.
Was tun wir, wenn wir auf der Leinwand einen Ober sehen, der im Zugrestaurant in einer scharfen Kurve die Balance verliert und mit seiner Hand voll in die Schwarzwälder Kirschtorte langt? Wir lehnen uns wegen eines solch matten Witzchens entrüstet zurück. Oder wir hauen uns auf die Schenkel und ringen vor Lachen nach Atemluft. Das muß jede mit sich ausmachen, im Witzgeschäft gibt es nichts Allgemeingültiges.
Bülow, der alte Fuchs mit den Argus-Augen, kann gut beobachten und das Gesehene in absurden Film-Situationen verfremden. Auf seiner Polizei-Wache hängt ein originalgetreues Fahndungsplakat, aber drauf geschrieben steht, in großen Buchstaben: „Terroristen DM 50,-Belohnung“.
Das ist Loriots Art zu spaßen. Ein schlechter Film also? Aber ja, nur soll es ja auch Menschen geben, die sich gern an ihre niederen Instinkte erinnern lassen und Schadenfreude als ein großes Vernügen schätzen.
Loriot alias Vater Lohse und Evelyn Hamann als seine Ehefrau mit der humoristischen Ausstrahlung einer Leichenbeschauerin sind nicht gerade begnadete KomikerInnen, sie treten nur ständig in eklige Hundehaufen, und wir lachen, weil es so überraschend kam.
Pappa Ante Portas, so heißt das neueste hinterhältige Machwerk, strotzt vor Gemeinheiten, und die brauchen nach der Loriot'schen Logik der Stakkato- Scherze keine verbindende Rahmenhandlung.
Eine alte Oma, die lang über die Kaffeetafel schlägt und ihr kleines Grünes versaut oder eine Süßigkeiten-Kosterin, der bei der achten „Maronencreme und Doppelnuß im Sahnemantel“ der kalte Kotter in den Augen geschrieben steht — das sind die miesen kleinen Gags, die in bester Monty- Python-Tradition an unser Vermögen apellieren, über das Elend anderer zu lachen. Immer auf Kosten der Schwachen. Wer das nicht mag, kann zu Hause bleiben. J.F.Sebastian
Im Europa tägl. 15.30 / 18.00 / 20.30 Uhr
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