: Dank an die Wortfetischisten-betr.: "Alle Menschen sind schlecht", taz vom 16.2.91
betr.: „Alle Menschen sind schlecht“, taz v. 16.2.
Die freudlose „Uranus“-Rezension von Alexander Smoltczyk, der schulmeisterhaft alle Schwächen, aber keine der Stärken zur Kenntnis nahm, erklärt sich wohl aus dem kurzen Satz: „Geredet wird dafür umso mehr“ — für einen deutschen Kritiker anscheinend eher ein Mangel. Er empfindet keinen Genuß dabei, so viele exzellente französische Schauspieler einen durchformulierten und teilweilse hochkomischen Dialog sprechen zu hören (am Samstag früh war das Gelächter des unausgeschlafenen Publikums im Zoo-Palast ausgesprochen herzlich).
Der deutsche Filmkritiker hat eben den Untergang der Stummfilmära, als Deutschland filmisch „den Ton angab“, nie verkraftet. Er nennt Schauspieler noch liebevoll „Mimen“, was das wortlose Gestikulieren hervorhebt. Ungeniert rezensiert er Filme mit Schauspielern, deren Stimme sie weltberühmt gemacht hat, ohne auch nur zu beklagen, daß man diese, auch in den teuersten Kudamm-Kinos, wie jüngst bei Depardieu und Kenneth Branagh, nur sehen, nicht aber selbst hören kann. Man nenne mir eine zweite „Weltstadt“, in der diese Barbarei gepflegt wird. Neue deutsche Filme sind denn auch oft etwas unterentwickelt im Dialogbereich. Daher verwundert es nicht, daß es kaum Filmzitate aus deutschen Filmen gibt, die in die Alltagssprache eingehen, wie das seit Jahrzehnten beim amerikanischen Film der Fall ist [...]
Fazit: Es gibt Bildfetischisten, und es gibt Wortfetischisten, und im Namen letzterer möchte ich Claude Berri danken. Patricia Rahtz,
Berlin
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