: Das Kriegsziel der USA
■ Zum Beginn der Bodenoffensive KOMMENTARE
Sie wollen, daß wir kapitulieren. Und natürlich werden sie darin enttäuscht werden.“ Nach diesen Worten des irakischen Diktators Saddam Hussein am vergangenen Donnerstag war die Reaktion aus Bagdad auf das Ultimatum der USA keine Überraschung. Denn im Gegensatz zu der sowjetischen Initiative handelte es sich bei Bushs Bedingungen nicht um einen Friedensvorschlag, sondern um einen Appell an den Irak, der dort nur als Aufruf zur Kapitulation verstanden werden konnte.
Dabei hatte sich die letzte Variante des sowjetischen Friedensplans inhaltlich den Forderungen der USA weiter angenähert. Die wichtigste politische Differenz bestand im vierten Punkt des Moskauer Vorschlags, nach dem Abzug der Iraker aus Kuwait alle UNO-Resolutionen außer Kraft zu setzen - die einzig wirkliche Konzession an Bagdad. In der Frage des Zeitplans für den Abzug indes waren beide Positionen näher aneinandergerückt. Daher ist es nur eine logische Konsequenz des diplomatischen Tauziehens in letzter Minute, wenn der sowjetische UNO-Botschafter am Samstag dafür plädierte, die Unterschiede zwischen beiden Plänen zu überbrücken und so die blutige Bodenoffensive zu vermeiden.
Doch nun scheint es, als hätten Gorbatschows Bemühungen von vornherein nur eine sehr geringe Chance gehabt. Wenn die USA jetzt offiziell mitteilen, daß der Termin für den Beginn der Bodenoffensive bereits seit zwei Wochen feststand, dann heißt das zwar nicht, daß dies die einzige Option der USA war, wohl aber ihre Präferenz. Die letzten Horrormeldungen aus Kuwait von brennenden Ölanlagen und angeblichen summarischen Exekutionen mögen dabei als ein zusätzliches Argument gedient haben. Dennoch bleibt festzuhalten, daß die favorisierte Option der USA über das von der UNO festgelegte Kriegsziel hinausreicht und die Zestörung des irakischen Militärpotentials sowie letztendlich auch die Beseitigung Saddam Husseins einschließt. Dies wurde und wird auch in Israel so gesehen; dafür lassen sich auch gute Gründe anführen. die Gründe dafür sind bekannt. Ohne gleich in Verschwörungstheorien zu verfallen, kann man festellen, daß der Irak mit seinem Einmarsch in Kuwait den USA den Vorwand für die Realisierung ihrer weitergehenden Ziele lieferte. Ob Saddam Husein dabei letzendlich in eine Falle der USA gelaufen ist, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Aber zumindest die Frage muß erlaubt sein, ob es sich bei den Äußerungen der US-Botschafterin April Gaspie vor dem irakischen Einmarsch in Kuwait, die USA hätten keine Meinung zu innerarabischen Konflikten, wirklich nur um einen „Ausrutscher“ gehandelt hat. Beate Seel
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