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Soldatennachwuchs

■ Bekenntnisse und Skandal in Schwanewede

Ein moralisches Erdbeben erschütterte in der letzten Woche das aufstrebende Dorf Schwanewede vor den Toren Bremens.

Anlaß der moralischen Vibrationen: Der Panzerschütze Buchholz aus Klötze/Sachsen- Anhalt hatte sich öffentlich zur Bundeswehr geäußert. Anlaß der freimütigen Bekenntnisse des wahrheitsliebenden Schützen: Die feierliche Vereidigung von 1.000 Rekruten vor der versammelten Dorfprominenz.

Buchholz eröffnete der Gästeschar, daß er seinen Vorgesetzen im Falle eines Marschbefehles Richtung Golf oder Türkei, den Kriegsdienst verweigern werde. Und auf Menschen wolle er auch nicht schießen, schließlich sei er gegen jede Art von Krieg. Obwohl: Mit der Armee selbst komme er klar. In der ollen DDR, des jungen Soldaten Buchholz ehemalige Heimat, hatten sie das ja schon in den Schulen spielen müssen.

Die Gäste trauten ihren Ohren nicht. Verwandte standen stocksteif da, die Offiziere blickten ernst, der Skandal war perfekt.

Dabei sollte alles so schön werden. Sprach doch Kamerad Panzerschütze Koschny, Buchholz' Vorredner, davon, daß er sich „auf die Männergruppe“ freue. Das konnte der vereidigende Oberst Tessmann nicht auf seiner Truppe sitzen lassen. Zwar schütze der Staat das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung. Aber der treue deutsche Soldat könne den einen Einsatz nicht wollen und den anderen doch, erklärte der Oberst seine windige Kriegslist. Wenn man sich gegen einen Aggressor wehre, gebe es eben auch Tote.

Der Oberst verglich das mit dem hiesigen Gesundheitswesen. Zur Heilung von Krankheiten müsse der Arzt dem Patienten wehtun. Ihn, den Arzt, würde keiner abschaffen wollen, wenn er zu teuer werde.

Trotzdem fand Tessmann es echt toll, daß Neu-Bundesrepublikaner Buchholz seinen Mut so zusammengenommen habe, wissen Vertraute. Auch Schwanewedes Gemeindedirektor Helmut Lubbert (CDU) fand die Äußerung richtig schön. ubu

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