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Schamir: Saddam muß weg

■ Israel will keinen Waffenstillstand, sondern das „Verschwinden“ Saddam Husseins/ Auch einen Friedensvertrag mit Syrien schließt Schamir aus

Jerusalem (dpa) — Israelische Politiker haben die Rückzugsankündigung von Iraks Staatschef Saddam Hussein mit größter Skepsis aufgenommen und eine Fortsetzung des Landkriegs bis zum Sturz des irakischen Präsidenten empfohlen. In einer ersten Reaktion auf die Rede Saddams meinte Ministerpräsident Jizchak Schamir am Dienstag: „Für Israels Sicherheit ist es notwendig, daß Saddam Hussein von der internationalen Szene verschwindet. Hauptsache ist, daß er nicht länger Kontrolle über den Lauf der Ereignisse im Nahen Osten hat.“ Schamir hatte zuvor mehr als zwei Stunden lang den verteidigungspolitischen Ausschuß des Parlaments über die jüngste Entwicklung informiert.

Auch der frühere Ministerpräsident und Ex-Verteidigungsminister Jizchak Rabin lehnte einen Waffenstillstand zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. Saddam, so meinte der 69jährige, kämpfe verzweifelt um das Überleben seines Regimes und den Rest seiner Armee: „Er kämpft nun um sein Leben. Ich hoffe, daß die Vereinigten Staaten ihre Forderung aufrechterhalten, daß Saddam Hussein die zwölf UNO-Resolutionen öffentlich akzeptiert und erfüllt. Bis dahin darf es keinen Waffenstillstand geben“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Arbeiterpartei.

Zuvor hatten bereits andere israelische Politiker auf eine Fortsetzung des Landkriegs gedrängt. Der äußerst rechts stehende Wissenschaftsminister Juval Ne'eman meinte, Bagdads Weigerung, elf von zwölf UNO-Resolutionen anzuerkennen, berechtigten die Alliierten, den vorgeschlagenen Waffenstillstand abzulehnen. Es ist in unserem Interesse und im Interesse der Vereinigten Staaten, daß die irakische Kriegsmaschinerie verschwindet“, forderte der Minister.

Bereits am Montag hatte Jizchak Schamir und der ehemalige Verteidigungsminister Ariel Scharon (heute Wohnungsbauminister) amerikanischen Hoffnungen, nach dem Golfkrieg könnte ein israelisch-syrisches Arrangement der Auftakt zu einer umfassenden Nahost-Friedensregelung werden, eine Abfuhr erteilt. Beide ließen sich über den an der Allianz gegen Saddam Hussein beteiligten syrischen Präsidenten Hafis el Assad genauso negativ wie vor der Golfkrise vernehmen.

Die israelische Tageszeitung 'Davar‘ schrieb, Schamir habe dem Pariser 'Journal du Dimanche‘ in einem Interview erklärt, der „wirkliche Feind“ Israels sei Assad. Minister Scharon erklärte einer Gruppe amerikanischer Juden, Syriens Beteiligung an der antiirakischen Allianz mindere nicht seine Gefahr für Israel: „Assad und Saddam Hussein unterscheiden sich voneinander nur durch ihre Namen. Wir haben es mit zwei Diktatoren zu tun, zwei Mördern.“

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