: Neu im Kino: "Santa Sangre"
■ Röm.kath. Schaueroper
hier das Foto
mit dem Auto vor Zirkuszelt
Da ist ein unschuldig Kindlein, umgeben von billigem Gaukelpomp, von Jahrmarkt, Sex und Gewalt. Wie es in Umnachtung fiel unter unaufhörlichem Terror der Bilder, erleben wir, und auch, wie es am End, von einem taubstummen Erzengelchen, erlöst ward. Santa Sangre, zu deutsch Heiliges Blut von Alejandro Jodorowski (“Montana Sacra“) ist eine erzkatholische Schaueroper, ein Film, der taumelt vor Bilderbesoffenheit.
Der endlose Alptraum, in den Lateinamerika seine Geschichte verwandelt hat, versteckt sich hier in einer raffiniert naiven, fast abergläubischen Votivbildergeschichte. Wir sehen Becken mit
Heiligem Blut, RaubvogelEmbleme, eine einzige stickige Bilderpracht. Schwere Bilder sind's, Ikonen, und beladen mit uralten, sozusagen greisen Bedeutungen. Muttermacht, Tod, Liebe.
Den Film treibt eine einfache Sehnsucht: diese Bilder vernichten, verletzen, zum Bluten bringen. Ein gewalttätiger Bildschnitt kappt die Sex-Szene, da sehen wir schon das Blut schwallen aus einem Elefantenrüssel.
Schließlich kommt, genau wie in der richtigen Historie, die Polizeimacht und beendigt, Gewehr im Anschlag, den schweren surrealen Rausch. schak
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