: Streichung in Virchow-Klinik
■ Der Senat hat jetzt beantragt, 300 Stellen in Universitätsklinikum zu streichen/ »Opposition wird ausgeschaltet«, klagt die Alternative Liste
Berlin. Im Universitätsklinikum Rudolf Virchow (UKRV) droht eine Entlassungswelle. Auf Antrag von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) soll das UKRV-Errichtungskuratorium heute beschließen, bis zum Jahresende 300 Stellen zu streichen. Hintergrund ist die 1986 beschlossene Zusammenlegung der alten Weddinger Virchow-Klinik mit dem früheren Universitätsklinikum in Charlottenburg. Die Streichungen seien »notwendig«, um die Kosten zu senken, wird in der Klinikleitung bekräftigt. Die Zahl von heute insgesamt 6.300 Beschäftigten müsse auch über die jetzt zu beschließenden Kürzungen hinaus weiter verringert werden.
Diese Aussicht rief gestern die Opposition auf den Plan. Der AL- Abgeordnete Bernd Köppl stört sich nicht nur an den Streichungsplänen, sondern auch an der fehlenden Beteiligung der Opposition. Laut Gesetz müßten dem Errichtungskuratorium nämlich neben Verwaltungsvertretern Abgeordnete aller Parlamentsfraktionen angehören. Das neugewählte Abgeordnetenhaus habe diese Vertreter jedoch noch gar nicht bestätigt, klagt Köppl. Lediglich die Regierungsparteien CDU und SPD könnten ihre alten Delegierten aus der letzten Wahlperiode erneut in das Kuratorium schicken.
Wissenschaftssenator Erhardt ficht das nicht an. Es sei zwar »bedauerlich«, daß die Opposition nicht mitstimmen könne, räumte Erhardt- Sprecher Helmut Lück gestern ein. Trotzdem sei es »dringend erforderlich«, endlich zu handeln — der alte Senat hatte sich gescheut, diese Grausamkeiten noch vor den Wahlen zu beschließen.
Köppl solle sich nicht so haben, wird in der SPD bedeutet. Auch eine rot-grüne Regierung hätte nach den Wahlen die Stellenkürzungen beschlossen. Jetzt könne der AL-Mann froh sein, daß er nicht stimmberechtigt und damit auch für die Entscheidung nicht verantwortlich sei, meinte SPD-Fraktionssprecher Hans-Peter Stadtmüller.
»Feudal und gönnerhaft« benehme sich die große Koalition, schimpfte der Angesprochene daraufhin. Den Vorwurf, auch die AL hätte unter Rot-Grün die Kürzungspläne mitgetragen, weist Köppl zurück. hmt
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