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Keine Spur vom Attentäter

■ Nach Anschlag im Ku'damm-Hotel tappt die Polizei noch im dunkeln/ Ein Amerikaner verletzt

Charlottenburg. Nach dem Anschlag im Hotel Boulevard am Kurfürstendamm von Dienstag abend tappt die Polizei angeblich noch im dunkeln. Ein amerikanischer Staatsbürger hatte dabei eine Schußwaffenverletzung erlitten. Der Staatsschutz, der die Ermittlungen übernommen hat, hüllte sich gestern in Schweigen. Auch die Polizeipressestelle verweigerte jegliche Auskunft darüber, ob es Hinweise auf ein politisches Tatmotiv — zum Bespiel im Zusammenhang mit dem Golfkrieg — gibt. Die einzige polizeiliche Stellungnahme zu dem Anschlag war eine dürre Presseerklärung, der ein Phantombild beigelegt war. Es zeigt einen südländisch aussehenden Mann mit dichtem schwarzem Haar, Oberlippenbart und Brille.

Der Anschlag wurde am Dienstag abend gegen 19 Uhr verübt. Er galt offensichtlich drei amerikanischen Mitarbeitern einer nicht näher genannten US-Dienststelle, die sich neben anderen Gästen in dem Hotel aufhielten. Der Polizei zufolge wurden die drei Amerikaner von dem Täter im dritten Obergeschoß des Hotels mit einer »Handfeuerwaffe« beschossen. Dabei sei einer der US- Bürger von einem Streifschuß verletzt worden. Lebensgefahr bestehe nicht. Zunächst hatte es gehießen, bei dem Anschlag sei niemand verletzt worden.

Nachdem die Amerikaner im Hotel vor dem Mann geflüchtet seien, sei im Bereich des Treppenhauses (vierter Stock) eine Handgranate detoniert. Die Polizei vermutet, daß sie von dem Täter gezündet wurde. Die Handgranate habe »nur Sachschaden« angerichtet. Dieser wurde jedoch auch nicht näher konkretisiert. Bei der folgenden Durchsuchungdes mehrgeschossigen Hotels und des Daches konnte der Täter nicht gestellt werden. Die Durchsuchung wurde von rund 30 Beamten des polizeilichen Sondereinsatzkommandos (SEK) vorgenommen. Nach dem Mann wird gefahndet.

Zum Zeitpunkt des Anschlags sollen sich in dem Hotel 15 bis 20 Gäste aufgehalten haben. Wegen der Filmfestspiele war das Haus, daß hauptsächlich Journalisten — darunter auch Amerikaner — beherbergte, fast ausgebucht.

Von der Geschäftsführung des Boulevard war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Bei der Durchsuchung wurden die Hotelgäste kurzzeitig evakuiert. Eine nahegelegene Einkaufspassage und das Kino Gloria wurden aus Sicherheitsgründen gleichfalls geräumt. Der Verkehr auf dem Kurfürstendamm war für mehrere Stunden unterbrochen. plu

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