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Der Krieg gegen die Natur geht weiter

Rußiger Regen und ölbedeckter Meeresboden bleiben erhalten/ Verdunstetes Öl ist nicht unschädlich/ Die Konsequenzen des Krieges im Irak sind vermutlich erschreckender als bislang angenommen  ■ Von Hermann-Josef Tenhagen

Berlin (taz) — Während am Golf die Kanonen verstummt sind, die Bomben nicht mehr fallen und auch nicht mehr ferngersteuert ihre Ziele erreichen, geht der Krieg gegen die Natur unvermindert weiter. Iraker und Alliierte setzten den Öko-Krieg als potente Waffe ein. Der Krieg gegen den Feind wurde als Krieg gegen die Natur betrieben. Aber anders als bei früheren Öko-Kriegszügen, beim Einsatz des hochgiftigen Entlaubungsmittels Agent Orange im Vietnamkrieg und beim Ölkrieg zwischen Iran und Irak, reichen die Konsequenzen des Öko-Terrors diesmal weit über den „Feind“ hinaus.

Brennende Ölquellen und tausend Quadratkilometer schmierige Ölteppiche auf dem Golf halten sich nicht an den Waffenstillstand und auch die Verseuchung durch bombardierte Chemie- und Atomanlagen im Irak verlieren nicht über Nacht ihre Wirkung. Zwischen 1,5 und 2 Millionen Barrel Öl sind seit Kriegsbeginn in das flache Binnenmeer geflossen und haben das seit langem weltweit öligste Meer endgültig zur Kloake gemacht. Fast 200 Kilometer Strand gelten schon als verseucht.

Das Golfwasser wird durch Verdunstung und immer neues Süßwasser aus Euphrat und Tigris alle zwei bis drei Jahre umgewälzt. Die Hitze am Golf mindert die Katastrophe ein wenig. Ein Drittel des Öls verdunstet und Teile werden in der Hitze des Golfs schnell abgebaut, vermutet das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie in Hamburg. Aber „30 Prozent biologisch schwer oder nicht abbaubare Rückstände“ werden den Meeresboden großflächig zudecken. Dafür sorgen schon die Sandstürme, die aufs Meer hinauswehen, Ölbestandteile binden und dann absinken.

Mit dem Verdunsten sind die im Öl enthaltenden Gifte aber keineswegs beseitigt. Vielmehr wehen sie mit den vorherrschenden nordwestlichen Winden an der iranischen Küste entlang. Gemeinsam mit Rauch und Ruß der über 500 brennenden Ölquellen regnet der schmierige Film dort ab. Mit der Veränderung der Windrichtungen und dem Andauern der Ölbrände wird sich der giftige Film als Schleier wahrscheinlich bis zum Himalaya und ans Horn von Afrika ausbreiten. Schwarzer Regen wurde schon aus der Osttürkei gemeldet — über 1.000 Kilometer von Kuwait entfernt.

Nichts genaues aber verheerendes ist über die ökologischen Konsequenzen der alliierten Bombardements im Irak bekannt. Das alliierte Oberkommando selbst gibt zu, 14 große Atom- oder Chemieanlagen bombardiert und zerstört zu haben. Tschechische Chemiker wollen Giftgas im Norden Saudi-Arabiens gemessen haben und ein französischer Militärsprecher sprach von „harmlosen“ Giftgaswolken, die bei einem Angriff freigeworden seien. Kurdische Oppositionelle sprachen von der Verseuchung der irakischen Wasservorräte nach der Bombardierung von Chemiewaffendepots und am 11. Februar zitierte das 'Handelsblatt‘ einen ägyptischen Arzt, der von einer unbekannten, häufig tödlich verlaufenden Krankheit nach Chemieanlagenbombardements in Bagdad berichtete.

Über die Strahlenbelastung durch die bombardierten Forschungsreaktoren nahe Bagdad gibt es dagegen überhaupt keine Angaben. Allerdings muß zumindest für einen Radius von 30 Kilometer um die Anlage von erheblichen Verstrahlungen und mit Langzeitfolgen wie Krebs und Erbgutveränderungen gerechnet werden.

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