: Katerstimmung in Jordanien
■ Die arabischen Reaktionen auf die Niederlage des Irak sind gemischt/ König Fahd für neue irakische Führung
Nikosia/Amman (afp/taz) — Nach dem Inkrafttreten der Feuerpause zwischen den alliierten Truppenn und dem Irak waren die Reaktionen in der arabischen Welt sehr unterschiedlich. Während der syrische Verteidigungsminister und stellvertretende Regierungschef Mustafa Tlass die Iraker aufrief, sich Saddam Husseins zu „entledigen“, stellte die regierungsnahe jordanische Zeitung 'Saut asch Schaab‘ unter dem Titel „Gott ist groß“ fest, der Irak habe gesiegt.
Erst langsam beginnen die Menschen in der jordanischen Hauptstadt das Ende des Krieges im Irak zu realisieren. In den letzten Tagen war immer wieder die Meinung zu hören, daß die Iraker mit ihrem Rückzug bloß einen Plan verfolgten. Sie dachten, der Irak sei noch lange nicht geschlagen, und sie begründeten dies damit, daß er noch nicht seine chemischen Waffen eingesetzt hat. Noch wenige Stunden vor dem Waffenstillstand hatte der jordanische Ministerpräsident Badran erklärt: „Der Süden Iraks wird für die Invasoren ein riesiger Friedhof werden.“ Nun sprechen viele Menschen ihre enorme Enttäuschung offen aus. Die völlige Niedergeschlagenheit ist überall in den Straßen Ammans zu spüren.
„Wenn die Iraker von Anfang an gewußt haben, daß sie militärisch so unterlegen sind, warum haben sie dann das Ganze angefangen?“, fragt ein palästinensicher Kaffeehausbesitzer. „Wir Palästinenser sind die großen Verlierer des Krieges“, sagt ein anderer und spricht damit die Stimmung von vielen der Palästinenser aus, die rund 70 Prozent der jordanischen Bevölkerung ausmachen.
Der jordanische Informationsminister Ibrahim Essedin erklärte, seine Regierung begrüße ein Ende des Krieges, nun sollten aber auch die UN-Resolutionen gegenüber Israel durchgesetzt werden. Die USA und ihre Verbündeten seien jetzt mit einer Geste gegenüber den Palästinensern an der Reihe.
In den meisten arabischen Staaten hatten die Zeitungen noch nicht auf die Kampfpause reagieren können. Die Bevölkerung wurde hauptsächlich vom staatlichen Runfunk über die aktuellen Ereignisse am Golf informiert.
In Damaskus erklärte General Tlass, der Chef der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, Jassir Arafat, sei gut beraten, seine Zelte in Bagdad abzubrechen und nach Damaskus zu kommen. Nur wenn Arafat die palästinensische Sache Syrien übergebe, könne sich etwas bewegen, sagte Tlass. US-Präsident George Bush und Außenminister James Baker seien „weise Männer“, die sich von Israel nicht an der Nase herumführen ließen, fügte der Militär hinzu.
Libanesische Zeitungen warnten, die irakische Niederlage dürfe nicht in eine Niederlage der Araber umgemünzt werden. Syrien, Ägypten und Saudi-Arabien müßten nun den israelischen Versuch unterbinden, die Niederlage des Iraks auszunutzen, schrieb eine prosyrische Zeitung.
In Ägypten, das einen großen Teil der arabischen Streitmacht gegen den Irak stellt, wurde die Nachricht der Feuerpause fast ohne Emotionen aufgenommen. In den Straßen Kairos wurde die Meldung mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Freudendemonstrationen gab es aber nicht.
In Saudi-Arabien sagte König Fahd, er sei davon überzeugt, daß es in Kürze eine neue Regierung in Bagdad geben werde. Diese müsse das islamische Recht der Scharia sowie die Nachbarn des Iraks respektieren. Unterdessen verlautete aus saudischen Regierungskreisen, auch in Zukunft solle der Irak eine besondere Rolle im Nahen Osten spielen. Es sei nun am irakischen Volk, seine Führer zu bestimmen.
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