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DDR frisierte Kriminalstatistik

■ Falsche Zahlen im Dienst des Bildes von der heilen DDR-Welt und des Klassenkampfes

Berlin. Die DDR hat jahrelang ihre Kriminalstatistik frisiert, um sich im Vergleich mit der Bundesrepublik als Musterland darstellen zu können. Die Zahl der Delikte wurde nach unten, die Quote erfolgreicher Ermittlungen dagegen nach oben manipuliert. Zu diesem Ergebnis kam die Berliner Projektgruppe Kriminologie, die damit seit langem gehegte Vermutungen untermauerte.

Während das Statistische Jahrbuch der DDR für 1988 etwa nur 119.000 Straftaten auswies, ergaben Untersuchungen der Projektgruppe 393.900 angezeigte Straftaten.

Die Manipulationen erfolgten nach Angaben des Staatsanwalts Frank von der Heide auf Anordnung von oben: „Der Innenminister und der Minister für Staatssicherheit bestimmten die offiziellen Zahlen.“ Der früher bei der DDR-Generalstaatsanwaltschaft tätige von der Heide erläuterte die perfekt organisierte Verschleierungspraxis der DDR-Behörden: Seit 1974 wurden immer mehr Anzeigen zu einem einzigen Verfahren gegen Unbekannt zusammengefaßt. „Polizeilich registrierte Eigentumsverfehlungen“ waren im realen Sozialismus laut Gesetz keine Straftaten, so daß etwa Fahrraddiebstähle nicht erfaßt wurden. Zudem nahm die Volkspolizei nicht alle Anzeigen auf. Die „rekordverdächtige Aufklärungsquote“ von mehr als 80 Prozent, so von der Heide, war auf die geringe Zahl der Ermittlungsverfahren zurückzuführen. In Wahrheit seien wohl höchstens 40 bis 50 Prozent aller Fälle aufgeklärt worden. afp

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