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Die „Neue Mitte“ des städtischen Lebens

■ taz-Forum: Neue Ideen für die Markthalle / Teil 2: von Eberhard Kulenkampff

Das Stadtbad Mitte wurde zur „Markthalle“ und wird nun wei

hierhin das gefaxte

foto von der

markthalle

terentwickelt zur „Neuen Mitte“.

„Sagt mir, wo die Menschen sind, wo sind sie geblieben? „In die Markthalle sind sie jedenfalls nicht gegangen. Aber das soll sich ändern.

Wenn wir den Menschen auf ihren Wegen folgen, bemerken wir schnell, daß sie nicht wahllos Wege suchen, sondern jeder seinen Alltag geplant hat und seinen Feiertag — und auch den Feierabend — nach seinen Interessen. Nur wenn ein Angebot diesen Interessen entspricht, ist es „attraktiv“ - und man folgt ihm.

Der Vormittag ist Arbeitszeit, den Einkauf des Notwendigen inbegriffen. Für den Vormittag sehe ich keine Chance, nachdem der orientalische Basar nicht zustande gekommen ist.

Aber mit dem Mittag fängt es an: Die klassische Gaststätte ist nicht eigentlich der Ort der Mittahspause, weil sie zu förmlich ist — das zeigen Gegenbeispiele eines Schweizer Anbieters. Deren

...man trifft sich auf dem Marktplatz... ...man bleibt noch ein bißchen zusammen sitzen...

Konzept, preislich orientiert an den Alltagsausgaben für die Arbeitnehmer-Mittagspause, hat, wenn es richtig gemacht wird, eine hohe Attraktivität.

Das eigentliche Leben beginnt gegen 16 Uhr und hat einen Schwerpunkt zwischen 17 und 20 Uhr. In wenigstens zwanzig Räumen mit zweckmäßiger Infrastruktur wird gewerkelt und geübt. Film und Video, Kassette und Fernsehclip, Szenisches und Literarisches, Tanz und Turnen, das schnelle „Meeting“ und die ausufernde Diskussion.

Das „Kursbuch“ führt über zweitausend Vereine auf, — die nicht formal konstituierten Gruppen, die Angebote zur Gruppenarbeit auf den verschiedensten Gebieten gar nicht gerechnet.

Ja — aber rechnet sich das denn? Es rechnet sich, wenn das „Ambiente“, das Umfeld stimmt und der Preis. Man braucht diese Chance zur Nutzung der Räume nicht zu verschenken, um sie zu füllen. Aber das Wesentliche ist, daß die Halle zum anerkannten Treffpunkt aller interessierten Kreise wird, zur „Neuen Mitte“.

Die große Hallenfläche in Hauptgeschoß wird von zahlreichen Anbietern ringsum bedient — bleibt aber bis auf kleine Tische und lockere Stühle frei als Marktplatz der „Szene“.

Ein ungeschriebenes Gesetz verbietet hier Musikkonserven. „Platzkonzerte“, Kaffeemusik, Solisten, — alles ist erlaubt, erwünscht; Disco nicht!

Wegen der hohen Besucherfrequenz laufen die an diesem „Kundenkreis“ orientierten neu vermieteten Läden gut. Sie sind aber auch so angeordnet, daß man sie von draußen sieht und verlockt wird, sie zu betreten, so wie das schöne türkische Lokal an der Ecke.

In dieser Vision von der „Neuen Mitte“ haben große geschlossene Veranstaltungsräume, die nur abends gegen Eintritt offen sind, keinen Platz!

Nein — abends findet der zweite Schub in der Nutzung der vielen Räume für Gruppenarbeit statt. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Man trifft sich auf dem Marktplatz — man bleibt noch ein bißchen zusammen sitzen.

Viele der kleinen Anbieter rundrum geben auch ein Skatblatt raus oder ein Schachspiel — man braucht ja nicht die ganze Fabrik zu kopieren (aber es ist schon gut, wenn man zum Tee anstatt Zucker auch Honig bekommen kann.)

Was fehlt der „Neuen Mitte“ noch? Ein guter Geist, der sichtet und schlichtet — ein „Marktmeister“ mit Herz oder eine Marktmeisterin. Auch solche Menschen gibt es „mitten“ in Bremen.

Eberhard Kulenkampff

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