: „Jedem Volk verpflichtet“
■ Betr.: Streitgespräch Hafner/Jans, taz vom 23.2.91
Mich ärgert der folgende Ausspruch von Herrn Hafner: „Die Deutschen haben aufgrund des Völkermordes an den Juden eine besondere Verantwortung für das füdische Volk und deshalb auch für den Staat Israel.“ Herr Hafner kann diesen Standpunkt von mir aus gern vertreten — für sich, aber nicht für die Deutschen allgemein. Ich bin nachweislich — auch, wenn es mich häufig selbst erstaunt — eine Deutsche. Trotzdem nehme ich für mich das Recht in Anspruch, mir einen bestimmten Standpunkt nicht vorschreiben zu lassen, von wem auch immer.
Ich kann von mir behaupten, daß mein ganzes Denken, meine Identität, von früher Jugend an in hohem Maße von jüdischer Kultur, Literatur usw. beeinflußt wurde, so daß man sagen könnte, daß ich eher eine Jüdin bin als eine Deutsche. Trotzdem fühle ich mich dem Staat Israel und dem jüdischen Volk nicht mehr verpflichtet als jedem anderen Volk, das bedroht ist. Schlimm finde ich es, daß in Deutschland immer gleich der große Hammer herausgeholt werden muß, um ihn gegen den zu schwingen, der aus der gerade angesagten „Bewegung“ ausschert, z.B. der „Solidarischen-Grundhaltung-mit-Israel-Bewegung“. Immer schön Gleichschritt, marsch, marsch. Gerda Krüger
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