: Gleiche Leistungen in Ost und West
■ Experten diskutierten Ergebnisse des schulischen Schreibvergleichs BRD-DDR
Rechtschreibung wurde in der ehemaligen DDR nicht schlechter gelernt als in der BRD. Beim Diktat erzielen Kinder im Osten Deutschlands sogar bessere Leistungen. Schreiben sie einen freien Text, verliert sich allerdings dieser Vorsprung. Das ergab ein Rechtschreibvergleich, bei dem etwa 5.000 Kinder in Ost und West getestet wurden. Vom 1. bis 3. März diskutierten Experten aus München, Bielefeld, Hamburg, Berlin, Rostock und Bremen in der Lernwerkstatt „Büffelstübchen“ (Stuhr-Brinkum) über Gründe und Auswirkungen dieser Ergebnisse.
„In beiden Systemen gibt es offensichtlich sehr gute und sehr schlechte Klassen, das sollte uns zu denken geben“, sagte der Erziehungswissenschaftler Hans Brügelmann, der die fünf unab
Ost oder West — die Buchstaben sind gleichFoto: Tristan Vankann
hängigen Untersuchungen über die Universität koordiniert hatte, gestern nach der Tagung. „Es reicht keineswegs aus, daß BRD- Schulsystem einfach auf die neuen Bundesländer zu übertragen. Meiner Meinung nach müs
hier bitte das
Schülerfoto
sen wir in beiden Systemen die 'guten‘ und 'schlechten‘ Leistungen genauer analysieren.“ Bei Stichproben in Bremen „und Umzu“ habe es beispielsweise Klassen gegeben, die bei der Diktatübung 90 Prozent der Wörter richtig hatten und andere, bei denen 75 Prozent der Wörter falsch geschrieben waren.
Weder die Einpaukmethode von einem bestimmten Wortschatz, noch das allzu lockere Umgehen mit Rechtschreibregeln, so Brügelmann, scheint die Lösung zu sein. „Der Weg muß irgendwo in der Mitte liegen“. Seine Erfahrung: Dort wo Lehrer es verstehen, die SchülerInnen ganz verschiedene Themen bearbeiten zu lassen und gleichzeitig auf Rechtschreibung achten, entstehen die besten Ergebnisse. Die Schlußfolgerung der Tagung faßt Brügelmann so zusammen: „Wir müssen die Schulsysteme in beiden Teilen Deutschlands grundlegend verändern und hin zu einer Mischung von geöffnetem Untericht und gezielten Übungen kommen.“ bz
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