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Ein Antiklassiker alter Tradition

Der 1.FC Köln und der VfL Bochum trennen sich im Müngersdorfer Stadion friedlich 0:0 unentschieden Spiel: schlecht, Zuschauer: wenig, Atmosphäre: trostlos, Fußball: anwesend — Und wer war schuld?  ■ Aus Köln Christoph Biermann

„Kein berauschendes Spiel“ hatte Reinhard Saftig, Trainer des VfL Bochum, gesehen. Und damit lag der Verlauf des Spiels durchaus im historischen Schnitt. Gastspiele des VfL Bochum in Köln sind zumeist echte Antiklassiker. Das Strickmuster ist dabei denkbar einfach: schlechtes Spiel, wenig Zuschauer, trostlose Atmosphäre. Und meist gewinnt der FC. Nach zwanzig Jahren gelang es dem VfL erstmals ohne Gegentor nach Hause zu fahren. Das sechste Unentschieden in all der Zeit war zu beklatschen, aber schon bald wird sich ein gütiger Nebel des Vergessens über die Geschehnisse des Nachmittags gesenkt haben.

Und wer war schuld daran, daß der Kick so bescheiden ausfiel, es kaum Torchancen oder sonst etwas zu bestaunen gab? Die Abwesenden, die verletzten Stammspieler hie und da? Falsche Taktik? Nach einer Stunde flog der Ball in die gänzlich leere Nordkurve und blieb einfach liegen, weil dort eben niemand war, ihn zurückzuwerfen. Spätestens da brachte sich die Öffentlichkeit nachhaltig in Erinnerung. Konnte nicht, dieser Gedanke muß einmal erlaubt sein, das Müngersdorfer Stadion der Schuldige sein?

Diese in Beton gegossene Ignoranz gegenüber der Dramaturgie des Sports. Ein Ort, der nur funktioniert, wenn er gut gefüllt ist. Das nur zu einem Viertel gefüllte Stadion strahlt vor allem im Winter die Atmosphäre einer öffentlichen Bedürfnisanstalt aus. In den zugigen Weiten dieser Schüssel mag sich niemand am Fußball weiden, der Fan verrichtet hier nur seine eilige Bundesliga-Notdurft. Kein Wunder, daß auch auf dem Rasen nicht gezaubert und getrickst wurde. Wer schreibt schon in der Wartehalle eines Bahnhofs Gedichte? In einem nur lückenhaft besetzten Stadion ist Poesie auf dem Rasen fast unmöglich. Da ist kein Rausch drin. „Nicht berauschend“, hatte Reinhard Saftig gesagt.

Allein die Anhänger des 1.FC Köln sorgten für etwas Glanz. Feierten sie doch den wiedererstarkten Frank Ordenewitz mit lauten Sprechchören. Und es hört sich wirklich seltsam schön an, wenn Hunderte „Otze, Otze, Otze“ rufen. Es muß eben nicht immer „Williiie“ oder „Rudiiiie“ sein.

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