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Strahlende Seefrachten ohne Versicherung

Olso (taz) — Seit Jahresbeginn sind alle Seefrachten und Schiffe nicht mehr gegen Schäden versichert, die durch radioaktive Ladung oder atomare Unfälle entstehen. Diese einschneidenden Änderungen des Versicherungsschutzes für den Schiffsverkehr sind erst jetzt aus Reedereikreisen bekanntgeworden. Grund für diese Ausnahmen sind die „unkontrollierbaren Risiken“, die nach Ansicht der Rückversicherungsgesellschaften Unfälle mit strahlender Last beinhalten.

Der Ausschluß von Versicherungen bei Schiffen mit radioaktiver Last an Bord gilt offensichtlich weltweit. Alle großen Versicherungsgesellschaften, bei denen Reedereien ihre Schiffe versichern können, haben ihrerseits Rückversicherungen auf dem Londoner Rückversicherungsmarkt abgeschlossen, um so ihrerseits das Risiko gegen Schadensfälle weiterzugeben.

Die Rückversicherungsgesellschaften haben bereits vor längerer Zeit eine spezielle Expertengruppe, die „Nuclear study group“, eingesetzt, um mögliche Konsequenzen von Schiffsunfällen mit atomarer Ladung zu untersuchen. Ein von dieser Studiengruppe durchgerechnetes Unglück: Eine Schiffskollision mit Freisetzung von Radioaktivität im englischen Kanal. Hunderte anderer Fahrzeuge mit ihrerseits kostbarer Fracht könnten verstrahlt werden — die Schäden bei Menschen und anderen Lebewesen blieben bei der Berechnung offensichtlich außer Betracht — die Schäden und deren Sanierung würden astronomische Summen verschlingen. Fazit: Die weltweite Kapazität der Versicherungsgesellschaften wäre nicht in der Lage, die möglichen Schäden abzudecken. Trotz der möglicherweise weitreichenden Folgen der nicht mehr abgedeckten Risiken zeigten sich von der taz befragte Hafenbehörden und andere staatliche Stellen völlig uninformiert. Auch einzelne Reedereien wie die Reederei „Gotland AB“, die das Atommüllschiff „Sigyn“ betreibt, hatten die geänderte Versicherungslage noch nicht realisiert. Die „Sigyn“ lädt auch regelmäßig in deutschen Häfen Atommüll. Reinhard Wolff

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