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George Bush und Saddam Hussein „auf den Po hauen“

Bundesweite Kinderdemonstration gegen den Krieg und die Krise am Golf/ Kinderängste gibt es nicht auf Demo-Befehl  ■ Aus München Mirjam Schaub

Beinahe wäre die Polizei zur Demonstration nicht erschienen. Seitdem die Waffen am Golf schweigen, müßten auch protestierende Menschen verstummt sein, so die Logik der Staatsgewalt. Doch mit Pauken und Trompeten hat die Aktion „Kinder trommeln für den Frieden“ mit über hundert Kindern am Samstag morgen in München und anderen Städten stattgefunden. Bundesweit hatten vor allem Mütterzentren und Familienselbsthilfegruppen zum großen Krachmachen gegen den Krieg aufgerufen. Zu Wort kommen sollten die Kinder.

Anfänglich überwiegt die Verlegenheit. Vor der Feldherrenhalle in letzten Schneeflecken scharrend, traut sich keines der Kinder, durch den eigens gebastelten Fernsehrahmen — mit einer Schweppes-Dose zum Einschalten — Worte an die „Nation“ zu richten. „Dieser Krieg ist ein ganz blöder Krieg“, stellt schließlich ein blaßgesichtiger Junge fest. Lilo Gmahl von „Scheherazade“ strapaziert die Gemüter der kleinen Leute mit langwierigen Texten, bemüht, die Sprache der Kriegsberichterstatter anzuprangern. Es ist höchste Zeit aufzubrechen. Mit indischen Ratschen, improvisierten Walnußrasseln, Plastikpfeifen und Trommeln aus Konserven ziehen die Kinder (oder schieben sie die Eltern) durch die Innenstadt. Nino (7) führt den Zug an der Seite des roten Demo-Autos an und ruft: „Wir demonstrieren auf allen vieren. Alle Kinder wissen, Krieg ist beschissen!“

Cornelia Hönigschmid vom Bundesverband der Mütterzentren begründet, warum sich so viele Eltern zu dieser kunterbunten Demonstration entschlossen haben: „Kinder haben keine Lobby, um gehört zu werden. Es sind die Kinder, die sich am wenigsten wehren können, die am meisten im Krieg leiden und deren Zukunft weltweit zerstört wird.“

Die rund 170 Mütterzentren bieten nicht nur Serviceleistungen à la „Not- und Tagesmütter“ an. Die Arbeit der Mütter (und seltener der Väter) mit ihren Kindern soll jenseits von „Mutti“ oder „Karrierefrau“ gefördert werden. Mit rotierender Arbeitsaufteilung vom Türmebauen bis zum Putzen können Mütter hier den Weg aus der Isolation vor dem Kochtopf suchen. Sie haben die Möglichkeit, sich durch Fortbildung (im EDV-Bereich beispielsweise) auf den Wiedereinstieg in den Beruf vorzubereiten. Ruth Thon vom Mütterzentrum Sendling hat sich mit anderen Frauen entschlossen, die Arbeit mit den Kindern zu politisieren und gegen den Krieg laut zu werden.

Leider sind die Erklärungen der Erwachsenen mitunter mystisch und erschöpfen sich darin, wie in einer Selbsterfahrungsgruppe „Gefühle zu äußern, um Ängste abzubauen.“ Doch Kinder haben keine Angst auf Kommando. Eine Veranstalterin beschwört: „Kinder sind dem Leben und der Liebe näher als die Erwachsenen. Sie sind der Erde näher und wissen, wo ihre Wurzeln sind.“ Der zwölfjährige Türke Emrah jedenfalls wollte ganz handfest nach dem Fußballtraining „unbedingt zur Demo. Meine Eltern wissen nichts davon. Sie sitzen vor dem Fernseher. Ich gehe auf die Straße.“ Und Hannes („sechseinhalb“) würde Bush und Saddam „auf den Po hauen“, wenn er sie erwischen könnte. Spricht's und stürzt sich auf die Fragende.

Auf dem Weißenburger Platz endet der Fußmarsch mit einem Spiel. Diejenigen, die der „Böse Bär“ fängt, erstarren zu Eis und müssen von einem „Schmusebären“, der sie so richtig in der Arm nimmt, erlöst werden. Groß und Klein tobt um einen Plüschteddy mit Gasmaske. Ein Junge meint: „Im Krieg sterben die Väter und Mütter der Kinder. Dann ist es für das Kind am besten, wenn es auch stirbt, weil es sonst so einsam ist.“

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