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Schwindende Zuneigung zu Norbert Blüm

10 Prozent weniger Stimmen bei der Vorsitzendenwahl für die NRD-CDU  ■ Aus Bielefeld Walter Jakobs

Die Ruhrland-Halle bebte. Immer wieder „Norbert, Norbert“-Rufe. Minutenlanges rhythmisches Klatschen. Eine euphorisierte Menge lag ihrem Spitzenkandidaten zu Füßen. Dessen Botschaft vom Ende des Sozialismus traf ins christdemokratische Herz, nährte die Hoffnung, Rau endlich aus dem Amt vertreiben zu können. Die Szene aus dem Endspurt des Landtagswahlkampfes 1990 liegt knapp ein Jahr zurück.

Am Freitag, beim 8. Landesparteitag der nordrhein-westfälischen CDU in Bielefeld, war von dieser Stimmung nichts mehr zu spüren. Das Bild des Hoffnungsträgers Norbert Blüm, der einst als „Kumpel Nobby“ bei den bedrängten Stahlarbeitern in Hattingen für Furore sorgte und dort selbst dem sozialdemokratischen „Landesvater“ Johannes Rau das Fürchten lehrte, hat tiefe Risse bekommen. Das drückte sich auch in seinem Wahlergebnis aus. Am Freitag votierten 84,2 Prozent für Blüm als Vorsitzenden. Vor zwei Jahren hatten noch 94,9 Prozent der Delegierten für ihn gestimmt. Die Stimmung ist mies bei den Christdemokraten in NRW und das hat nicht nur mit dem tristen Landtagswahlergebnis von 36,7 Prozent zu tun. Die Partei leidet an Altersschwäche und an Mitgliederschwund, den auch Blüm nicht zu stoppen vermochte. Seit 1983 haben 37.472 (13,8%) Menschen der CDU in NRW den Rücken gekehrt. In der Bundespartei fielen die Mitgliederverluste mit 10,9 Prozent (80.201) deutlich geringer aus. Vor allem die Jüngeren verlassen die Schwarzen. Ende 1984 waren 45,5 Prozent der CDU-Mitglieder älter als 50 Jahre. Zur Jahreswende 90/91 lag die Quote schon bei 58,8 Prozent. Wenn sich da nicht ganz schnell was tue, dann, so fürchtet der Landesvorsitzende der Jungen Union, Roland Pofalla, „wird die NRW-CDU zu einer Rentnerpartei“.

Auf den 38jährigen Herbert Reul, der am Freitag von 90,06 Prozent der Delegierten zum neuen Generalsekretär der Partei gekürt wurde, ruhen die Hoffnungen des Parteinachwuchses. Reul will dem Aderlaß durch eine Öffnung der Parteistruktur begegnen. Norbert Blüm kündigte gar die „innere Renovation“ der Partei an. Wenn die ebenso erfolgreich verlaufen sollte wie die „kleine Revolution“, die der CDU- Landtagfraktionschef Helmut Linssen erst vor Monaten gefordert hatte, besteht für die Gegner der CDU kein Grund zur Beunruhigung. Es mangelt den Christdemokraten schlicht an „Revolutionären“. Ohne einen Hauch von Opposition ging der Parteitag selbst über den Bonner „Steuerbetrug“ hinweg. Dabei hatte der Bielefelder CDU-Bürgermeister, Eberhard David, in seinem Grußwort die passende Vorlage geliefert: Das wichtigste für einen CDU-Erfolg sei, so das Stadtoberhaupt, „daß Aussagen, die vor Wahlen gemacht werden, auch gehalten werden“. Die Delegierten applaudierten und schwiegen.

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