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Kult um den Potsdamer Platz

■ Musical-Produzent Friedrich Kurz plant eine gläserne Brücke als europäisches Kulturzentrum/ Rolf Hochhuth will sich um das Sprechtheater kümmern

Berlin. Das »größte europäische Kulturzentrum« soll nach den Vorstellungen des erfolgreichen Musical-Produzenten Friedrich Kurz am Potsdamer Platz in Berlin entstehen. Zwei Musiktheater mit bis zu 2.000 Plätzen sowie fünf kleinere Sprechbühnen mit je 150 bis 800 Plätzen sollen nach einem Konzept des Cats- und Phantom der Oper-Managers in einer riesigen »gläsernen Brücke« auf dem geschichtsträchtigen Platz, der Nahtstelle zwischen Ost- und West-Berlin, gebaut werden.

Ausländische und inländische Investoren hätten eine Finanzierung schon zugesagt, erläuterte Kurz gestern vor Journalisten im Internationalen Congress Centrum. Nach seinen Vorstellungen soll das Innenleben des Zentrums an das Berlin der 20er Jahre anknüpfen und nach außen als Symbol wirken.

Als Architekt ist Richard Rogers im Gespräch, der schon mit seinem Entwurf für das Pariser Centre Pompidou große Aufmerksamkeit erregt hatte. Der deutsche Schriftsteller Rolf Hochhuth habe bereits seine Mitarbeit am Kulturzentrum zugesagt. Er stehe für die Sprechtheater zur Verfügung, sagte Kurz, der Hochhuts künftige Funktion nicht genau benennen konnte. Seit einem halben Jahr gebe es Verhandlungen mit dem Automobilhersteller Daimler-Benz, der vom Land Berlin ein rund 60.000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Gelände gekauft hatte.

In dem Vertrag, den der Konzern im Juli vergangenen Jahres mit dem Berliner Senat vereinbarte, verpflichtet sich Daimler-Benz, 20 bis 30 Prozent des Bodens für eine Mischnutzung durch Einzelhandel, Kultur, Restauration, Wohnen und Erholung vorzubehalten. Die Idee des Projektes sei dort auf Zustimmung gestoßen, sagte Kurz.

Für das Kulturzentrum als »eine Brücke zur Zukunft oder Brücke des Friedens« veranschlagte der Produzent eine Bauzeit von bis zu fünf Jahren. Berlin brauche nach seinen Worten ein Symbol »wie den Pariser Eiffelturm oder die Freiheitsstatue in New York«. Die Stadt müsse sich zur Kulturmetropole in Deutschland entwickeln, und gerade »auf dem Bunker von Hitler muß die Kunst zum Zuge kommen«, hieß es. Es fehlten noch politische Entscheidungen der Berliner Verantwortlichen in den Senaten für Kultur und Stadtplanung. »Die ‘Brücke‚ solle ein Bindeglied zwischen Ost und West sein, Talente anlocken und zum Experimentieren einladen«.

Ein neues Musical und mehrere andere Produktionen kündigte Kurz beispielsweise für das Metropol- Theater im Ostteil der Stadt an. Er teile nicht die Meinung der Treuhand, die die Musik-Bühne als nicht erhaltenswert in der Berliner Theaterlandschaft eingestuft haben soll. Bevor »ein Supermarkt daraus gemacht wird«, habe er beispielsweise die musikalische Love Story Magic, die an der Berliner Mauer spielt, im Angebot. dpa

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