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Genossen-Handel mit Weiterbildung

■ Wedemeier will Weiterbildungszentrum an die Arbeiterkammer verkaufen

Arbeitssenator Klaus Wedemeier scheint entschlossen, einen Teil seines Ressorts zu privatisieren. Gestern nachmittag sollte den rund 40 Beschäftigten des Beruflichen Weiterbildungszentrums der Stadtgemeinde Bremen (BWZ) die Idee schmackhaft gemacht werden, daß diese Einrichtung bereits zum 1. April in die Trägerschaft des Arbeiter-Bildungs-Centrums (ABC) übergeht. Das ABC gehört zum kleinen Reich der Arbeiterkammer, dessen Geschäftsführer Heinz Möller schon lange nachgesagt wird, daß er gerne den Weiterbildungsbereich der Arbeiterkammer ausbauen möchte.

Mit Wedemeiers BWZ würde Möller fette Beute machen. Denn der Maschinenpark der städtischen Einrichtung gilt als vorbildlich. Diese Geräte hat das BWZ, das unter anderem in Sachen Holz, Elektro, Metall, Kfz und Farbe weiterbildet, angeschafft, als die vom Arbeitsamt finanzierten Auftragsmaßnahmen noch besser liefen als heute. Inzwischen ist der Höhepunkt der arbeitsamts-finanzierten Maßnahmen vorbei. Beim BWZ gibt es nur noch zwei Maßnahmen, die pauschal abgerechnet werden können. Für die anderen Kurse muß das BWZ selbst nach Teilnehmern suchen. Wenn dann einer während des Kurses abspringt, muß das BWZ das finanzielle Risiko tragen. Außerdem erfordern diese Einzelmaßnamen einen wesentlich höheren Verwaltungsaufwand.

Die anstehende Privatisierung wurde bislang als geheime Kommandosache betreiben. Nicht einmal mit dem anderen großen Weiterbildungsträger, der Angestelltenkammer, wurde bislang über die anstehende Privatisierung geredet. Dort erklärt man sich dies mit „alten Strukturen, die hier zum Tragen kommen“. In der Tat gibt es zwischen Arbeiterkammer-Geschäftsführer Heinz Möller, dem Chef des ABC, Rolf Paarmann, und dem Leiter des BWZ, Wolfgang Schgör, langjährige intensive Beziehungen. Möller war bis 1977 Leiter der städtischen beruflichen Weiterbildung, Schgör war unter ihm für gewerblich-technische Weiterbildung zuständig. Nachfolger von Möller wurde Rolf Paarman. Schgör wechselte dann zum DGB und leitete dort das Berufliche Fortbildungswerk. Das kam 1982 in schwere Finanznöte. Schgör mußte gehen. Da paßte es gut, daß Rolf Paarmann zum ABC gewechselt war. Schgör wurde von Möller, der innerhalb der Behörde aufgestiegen war, zum neuen Chef des BWZ gemacht. Jetzt sollen Schgör, so wollen Insider wissen, die langjährigen Dienste nach der Fusion mit einem kräftigen Gehaltszuschlag honoriert werden.

Rolf Paarmann wollte zur bald bevorstehenden Fusion gestern nichts sagen. Man befinde sich noch in einer „Phase der Gespräche und des Nachdenkens.“ Ein Punkt des Nachdenkens: Was soll mit den 40 Mitarbeitern des BWZ passieren, die schließlich Stellungen im öffentlichen Dienst haben. Ein Denkmodell: Das Beschäftigungsverhältnis soll zunächst nur ruhen und die Bereitschaft zum ABC zu wechseln mit einer Gehaltsaufbesserung verbunden werden. hbk

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