piwik no script img

Fahrlässige Tötung einer Sechzigjährigen

Moabit. Eine 21jährige Krankenschwester aus Ost-Berlin wurde gestern von einem Moabiter Jugendschöffengericht der fahrlässigen Tötung einer 60jährigen Patientin schuldig gesprochen. Die Angeklagte wurde aber nur verwarnt, weil die Schuld in erster Linie bei den verantwortlichen Stellen des Krankenhauses gelegen habe. Die Krankenschwester hatte einer schwer zuckerkranken Patientin im Juni im Krankenhaus der Volkspolizei des Bezirks Mitte versehentlich die zehnfache Dosis eines Medikaments verabreicht.

Die Krankenschwester verfügte über keinerlei Berufserfahrung. Sie war erst eine Woche in der Klinik beschäftigt, als sie die Überdosis spritzte. Ein Arzt sagte aus, daß sie überfordert gewesen sei. Normalerweise sei es nicht üblich, Personal schon nach so kurzer Zeit mit derart schwer kranken Patienten auf einer Intensivstation zu betrauen. Dennoch war die Angeklagte laut Urteil verpflichtet, sich nach der genauen Dosierung zu erkundigen. Sie selbst hatte erklärt, sie habe sich nicht mehr getraut zu fragen, weil sie von Kollegen bereits gehänselt worden sei. Das Gericht kritisierte, daß allein die Angeklagte für den Tod der Patientin herhalten müsse. In diesem Zusammenhang nannte die Richterin diejenigen, die die Schwester eingewiesen hatten, die sie nicht allein auf die Patientin hätte »loslassen« dürfen. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen