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Musical-Manager plant Glasbrücke

■ Am Potsdamer Platz will Musical-Papst Friedrich Kurz ein riesiges Kulturzentrum errichten/ MCA und Columbia: Wir wollen dort Kinos bauen

Berlin. Die Worte konnten gar nicht groß genug sein, als der Hamburger Musical-Produzent Friedrich Kurz gestern seine Pläne vorstellte. Das »größte europäische Kulturzentrum« wolle er am Potsdamer Platz schaffen. Berlin brauche ein Symbol »wie den Pariser Eiffelturm oder die Freiheitsstatue in New York«, und deshalb wolle er eine riesige gläserne Brücke bauen lassen, die zwei Musiktheater mit 2.000 Plätzen und fünf kleinere Sprechbühnen aufnehmen könne. Rolf Hochhuth habe seine Mitarbeit bereits zugesagt, berichtete der Vergnügungsunternehmer, der in Hamburg glamouröse Aufführungen von Cats und Phantom of the Opera produziert hatte. Ausländische und inländische Investoren wollen nach Kurz' Worten das Berliner Kulturzentrum finanzieren. Die Stadt müsse sich zur deutschen Kulturmetropole entwickeln. Gerade »auf dem Bunker von Hitler muß die Kunst zum Zuge kommen«.

Für das Kulturzentrum als »eine Brücke zur Zukunft oder Brücke des Friedens« veranschlagt der Produzent eine Bauzeit von fünf Jahren. Seit einem halben Jahr steht der Manager nach eigenen Angaben mit Daimler-Benz in Verhandlungen. Dort sei er mit seiner Idee auf Zustimmung gestoßen. Das Stuttgarter Unternehmen hatte sich verpflichtet, in seinem geplanten Dienstleistungszentrum am Potsdamer Platz 30 Prozent der Räume für eine Mischnutzung mit Geschäften, Restaurants, Kultureinrichtungen und Wohnungen zu reservieren.

Man wolle am Potsdamer Platz durchaus eine »gehobene Vergnügungsmeile« schaffen und sei an derartigen Projekten deshalb grundsätzlich interessiert, hieß es gestern in den zuständigen Senatsbehörden. Auch bei Daimler-Benz bezeichnete man die Kurz-Pläne als »durchaus interessante Idee«. Der Hamburger Unternehmer sei aber nicht der einzige Interessent, betonten Konzern- und Senatsmitarbeiter. Auch die Filmkonzerne Columbia und MCA hätten sich mit Plänen für Kinozentren bei Daimler-Benz gemeldet, hieß es in der Senatsbauverwaltung. Interesse hätten auch einige Theaterdirektoren gezeigt.

Den zuständigen Senatsverwaltungen hat sich Kurz mit seinen Plänen bisher aber noch nicht vorgestellt. Das, so hieß es, sei nicht weiter verwunderlich: »Theaterleute sind das halt gewohnt, ihre Vorstellung vor Publikum zu machen.«

Eine Vorstellung von Kurz können sich die Berliner vielleicht demnächst im Metropol-Theater an der Friedrichstraße machen. Dort will der Produzent demnächst ein neues Musical aufführen lassen. Die Meinung der Treuhand, die die Musikbühne als »nicht erhaltenswert« eingestuft habe, teile er nicht, sagte Kurz. Bevor »ein Supermarkt daraus gemacht wird«, will der Manager hier eine musikalische Love-Story aufführen lassen, die an der Berliner Mauer spielt. Ihr Titel: Magic. hmt

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